Monthly Archives: Februar 2007

Kritik an der Blogstudie 2007 - Auftragsforschung

Die Blogstudie2007 der Uni Leipzig (in Person von Janine Bogosyan, die mit der Studie ihr Bachelor-Studium abschließt, und Ansgar Zerfaß als betreuendem Professor), die in Zusammenarbeit mit Isabella Silberberger von Ask.com erstellt wurde, befragte 605 Personen zu ihrer Blog-Nutzung. Abgesehen von der eher kleinen Stichprobe (die “Wie ich blogge”-Studie von 2005 basierte auf einer Stichprobe von n=5246, und ihre direkte Nachfolgestudie “Stabilität und Dynamik von Weblog-Praktiken” von 2006 auf immerhin n=1439 [beide von der Fonk Bamberg]) unterscheidet die beiden Studien vor allem die Zielsetzung. Während Schmidt und Wilbers Blogautoren und ihr Verhalten untersuchen, interessieren sich Bogosyan und Zerfaß für Nutzung, Glaubwürdigkeit und Auffindbarkeit von Blogs. Beide Studien enthalten Daten von reinen Lesern bzw. aktiven Bloggern, wenn auch in umgekehrten Verhältnissen.

Eines der Ergebnisse der Blogstudie 2007 ist die Unterteilung von Blognutzern (mit diesem Begriff sind sowohl aktive Blogger als auch reine Blog-Leser gemeint) in fünf Klassen: Selbstsdarsteller (17,7%), Informationssucher (18,9%), Aktive Konsumenten (22,8%), Wissensdurstige (23,7%) und Social Networker (17,7%).

Die Unterscheidung zwischen Informationssuchern und Wissensdurstigen ist nicht ganz klar. Zu den Wissensdurstigen heißt es:
Sie nutzen Blogs in erster Linie um Hintergrundinformationen zu suchen; klassischen Medien trauen sie weniger als anderen Gruppen.
Informationssucher werden gemeinsam mit Aktiven Konsumenten so beschrieben:
Zwei weitere Gruppen sind die „Informationssucher“ (18,9 Prozent) und die „Aktiven Konsumenten“ (22,8 Prozent). Sie sind auf der Suche nach aktuellen Nachrichten bzw. Produktinformationen.

Das Unterscheidungskriterium scheint das Mißtrauen “klassischen Medien” gegenüber zu sein. Eventuell hätte man statt dem Begriff “Wissensdurstige” etwas präganteres wie “Medienkritische Konsumenten” wählen können, wenn das Mißtrauen “klassischen Medien” gegenüber das Unterscheidungskriterium zwischen diesen beiden Klassen ist.

Weiterhin interessant sind die Ergebnisse zu den Nutzungsmotiven von Bloggern und Nur-Lesern (S. 6) und der Bedeutung bzw. Glaubwürdigkeit von Blogs. 55,4% der Befragten gaben an, […] dass Bloginhalte Einfluss auf die öffentliche Meinung haben […], wobei Corporate Blogs nur von 28,9% genutzt würden, um sich ein Bild über aktuelle Entwicklungen zu machen oder Hintergründe zu erfahren. Korrelierend dazu vertrauen 26,4% Corporate Blogs bzw. den Inhalten solcher Blogs nicht. Den besten Ruf genießen Fach- und journalistische Blogs. Leider klärt die Studie nicht auf, woran das liegt. Schuss ins Blaue: Corporate Blogs werden als verlängerter Arm der Marketingabteilung wahrgenommen und auf eine Ebene mit Werbungekampagnen gestellt. Zerfaß identifiziert in einem Artikel für die ZEIT immerhin zehn Corporate Blog-Typen. Schade, dass diese Unterscheidung in der Blogstudie 2007 nicht aufgegriffen werden.

Ebenfalls schade ist die fehlende Untermauerung der fünf benutzten Blog-Typen. So ist nicht klar, wo genau die Grenze zwischen einem journalistischen und einem Fach-Blog verläuft. Gleichfalls schwammig die Unterscheidung von Medienblogs (Medienblogs etablierter Zeitschriften und Sender) und Corporate Blogs.

Der eigentliche Kern der Studie ist aber — daher auch der Untertitel “Informationssuche im Internet — Blogs als neues Recherchetool (Ergebnisbericht)” — die Frage nach der Auffindbarkeit von Blogs. Hier unterstellen Bogosyan und Zerfaß Bloggern und Blog-Lesern Orientierungslosigkeit und Beliebigkeit. Sie würden andere Blogs durch Links in Blogs finden (70,1%) sowie durch Hinweise aus ihrem Umfeld (53,6%): Eine systematische Suche durch Suchmaschinen (41,5%) oder durch spezielle Blogsuchen (36,7%) bzw. Verweise in den Medien (34,3%) spielen eine geringere Rolle. Dabei unerwähnt bleibt sowohl die Identifizierung von 17,7% der Blognutzern als Netzwerker, als auch bereits aus der “Wie ich blogge”-Studie bekannte Tatsachen. So kommen Schmidt und Wilbers zu dem Ergebnis, dass über die Hälfte aller aktiven Blogger eine sogenannte Blogroll mit Links auf solche Blogs führt, die sie selbst regelmäßig lesen. Gegenseitige Verlinkung scheint daher eine der hervorstechenden Merkmale von Blogs zu sein. In so fern ist das Auffinden anderen Blogs über solche Links weder orientierungslos noch beliebig, sondern medienimmanent.

Passend dazu befragt die Studie diejenigen Teilnehmer, die Blogs zwar kennen, aber nicht nutzen (7,5%, n=45) nach den Gründen ihrer Nicht-Nutzung. 47,8% sagen, sie hätten keinen Überblick über Blogs, 31,8% nutzen Blogs nicht, weil sie nicht wissen, wie man interessante Blogs findet.

68,3% der Blognutzer und 41% der Nichtnutzer geben weiter an, Blogs stärker bzw. überhaupt nutzen zu würden, wenn sie Blogs mit Suchmaschinen besser finden würden. Jeweils knapp unter 40% meinen, sich mit einem Blogmagazin, […] das analog zum TV-Programmheft den Weg durch
den Dschungel der interessanten und weniger aufregenden Blogs weisen könnte
, besser zurechtfinden zu können.

Hier verbirgt sich ein weiterer Grund, diese Studie als reine Auftragsforschung zu betrachten. Befragt wurden angeblich Trendsetter und Heavy-User. Das solche Benutzer Werkzeuge wie Technorati, blugpulse, Bloglines (gehört ebenfalls IAC, dem Eigentümer von ask.com) oder Blogscout, nicht kennen, scheint mehr als unwahrscheinlich.

Seis drum, herzlichen Glückwunsch an Janine, die mit dieser Studie ihr Bachelor-Studium abschließt!

Bewerbung per Video

Schon seltsam, auf was für Ideen Menschen kommen…

Da wirbt ein Unternehmen für eine Software, mit der man Videobewerbungen erstellen kann. Lebenslauf und Co. stellt man als PDF oder Word-Dokument bereit und ersetzt das Anschreiben durch ein bis zehn Videos. Was man davon hat? Unter anderem das hier:

Vorteil: Mit der Videobewerbung nehmen Sie das persönliche Vorstellungsgespräch vorweg!

Das Endergebnis wird zusammengefasst und als Bewerbungshomepage bei CVone hinterlegt.

Aha. Ich überlege gerade, wieviele Sekunden ein Personaler braucht, um eine E-Mail mit dem Link auf so eine Homepage zu löschen…

Anyway. Da das ganze noch “beta” ist, bekommt man im Moment eine Lizenz geschenkt. Also registriert und runtergeladen. Schade, dass F-Secure den Installer nicht ausführen möchte: CV_One_Web_Setup.exe wurde als wahrscheinlich böswillige Anwendung identifiziert..

Klar, kann auch ein False-Positive sein. Dutzende andere Software erregte jedoch nicht F-Secures Verdacht, also lasse ich erstmal die Finger davon. Schade. Gespielt hätte ich schon gerne damit ;)

Immer wieder ein Vergnügen

… ist es, eine neue Version von Drupal anzusehen. Schmankerl der Version 5 ist für mich die Möglichkeit, Kontrolle für die Suche aus zu üben:

drupal-search-parameters.png

Die Gewichtung der drei Faktoren Keyword relevance, Recently posted und Number of comments läßt sich von 0 bis 10 regulieren, wobei höhere Zahlen höherer Gewichtung entsprechen.

Wenn das mal nichts ist… ist es zumindest ein Anfang ;)

Office 2007-Dokumentation telefoniert nach Hause

Anscheinend läßt Microsoft die Nutzung der Online-Hilfe von Office 2007 von WebTrends analysieren: “Die Daten, die WebTrends sammelt und analysiert, verwenden wir dazu, unsere Online-Hilfe benutzerfreundlicher zu machen”.

MS Office 2007 erscheint in acht Versionen (Suites genannt), die jeweils auf ein bestimmtes Nutzerprofil zugeschnitten sind und die 14 Programme der Office-Familie in verschiedenen Kombinationen beinhalten. Microsoft stellt die kleinen Versionen als 60-Tage-Testversionen bereit.

[via NETZEITUNG WEBSICHERHEIT: Spionagevorwürfe gegen Microsoft]