Nachklapp zum #buchcamp: „E-Book” und „neue Medien”

Wir hätten es in Alex’ Session „Deer in the headlights” beinah geschafft, nicht über das Buch zu sprechen. In kurzen Sätzen wurden dann doch ein paar Gedanken geäußert. Was eigentlich ist so ein E-Book?

Hier meine zwei Cent, die als Erweiterung und Weiterdenkens der „10 Muss-Elemente von E-Books” zu verstehen sind.

E-Books, so hatte ich einmal formuliert, sollten 10 Elemente beinhalten, die über den Inhalt ihres gedruckten Vetters hinaus gehen.

Wenn man ein E-Book als bloße Zweitverwertung, ja, bloßen Abklatsch seiner gedruckten Variante betrachtet und das gut findet, kann man hier mit dem Lesen dieses Textchens aufhören. Das Druck-PDF runter zu skalieren und als E-Book zu verkaufen ist langweilig, dumm und an der Realität vorbei.

Ich zitiere mich mal selbst, damit alle, die auch nach der zweiten Erwähnung der 10 Elemente noch nicht auf den Link geklickt haben, verstehen, worum es geht.

Ein E-Book ist mehr als nur die elektronische Variante eines gedruckten Buchs. Das wesentliche Element eines Buchs ist sein Text, die Struktur des Texts und die eine oder andere graphische Darstellung. Doch ein E-Book kann viel mehr:

  • Bilder in Farbe, per Interaktion vergrößer- und zoombar.
  • Videos und Animationen, gerne auch mit Ton.
  • Formulare, zum Beispiel für Lernkontrollen oder Produktregistrierungen.
  • Weblinks.
  • Webinhalte.
  • Automatische Silbentrennung je nach Darstellungsgröße des Texts.
  • Anmerkungen anderer Leser des eBooks — und meine eigenen.
  • Zitatverwaltung mit Export bibliographischer Daten (z. B. bibtex).
  • Export einzelner Elemente mit passenden Lizenzmetadaten.
  • Export von Anmerkungen.

Man stelle sich vor, was allein in der Schule oder an der Uni mit einem so aufbereiteten E-Book möglich wäre.

Oder bei einem Roman. Wenn es schon Buchteaser gibt, warum dann nicht die Geschichte mit einem Video anreichern, oder spannende Seiten mit einem Audio hinterlegen? Selbst Lyrikbände würden sich für solche audiovisuellen Inhalte eignen.

Es gibt einige Ansätze, die in diese Richtung gehen. My Miki zum Beispiel, eine Plattform für elektronische Magazine, die so ziemlich jeden Inhalt und jede Interaktion des Webs enthalten können. Oder das StreamBook, dass man in der DMG-Lib in Aktion erleben darf.

Wir nennen diese Konzepte heute E-Book, weil wir noch keinen besseren Namen dafür gefunden haben. Der Name sollte aber nicht darüber täuschen, dass die einzige Gemeinsamkeit von Büchern und E-Books in der Inhaltsvermittlung liegt. Der Zweck bleibt der gleiche, die Mittel unterscheiden sich drastisch, analog zu E-Mail und Briefpost.

Und wenn wir dazu eine neue Art Autor, eine neue Gattung Lektor, neu orientierte Verlage und andere Vertriebswege brauchen, dann ist das eben so. Die Pferdekutschenbauer haben sich auch lange gegen Automobile gewehrt. Geholfen hat es ihnen nicht.

Auf dem BuchCamp habe ich mich mit einem Reisebuchautor unterhalten, der gerne so aufbereitete Reisebücher machen würde. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, haben seine Lektoren etwas dagegen. Epic fail.

Noch zwei Worte zum iPad, das beim BuchCamp gestreichelt werden durfte. Ob jetzt das iPad oder ähnliche Geräte, in fünf sechs Jahren wird in Privathaushalten kaum noch Towergehäuse geben und Pads werden alltäglich zu sehen sein. Mal ehrlich: Wem würde ein PDF auf so einem Gerät Spaß machen? Selbst wenn man die Schriftart ändern könnte?

Wenn ich schon mal in Fahrt bin, gleich noch was zur den „neuen Medien”. Neu?! Die letzten 15-20 Jahre einen auf Drei Affen gemacht? Was bitte ist denn heute neu am Vorhandensein von CD-ROM und WWW? Und wie nennt man eigentlich DVD und erst recht BluRay, wenn die CD-ROM weiterhin als neues Medium gilt? Und abgesehen davon, welche Blase soll denn da platzen? Es ist eher ein Knoten, der bald platzen wird, aber keine „neuen Medien”-Blase. Dass die Buchhandelsschüler vom Kulturgut Buch sprechen, rührt mich zwar an, geht aber an der Realität vorbei. Steffen Meier hat dazu schon alles Sagenswerte gesagt.

Bild: Twice25, CC-BY

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