Hexenjagd auf Julian Assange und WikiLeaks

In SZ Online findet sich ein Kommentärchen von Stefan Kornelius zu WikiLeaks bzw. zur Person Julian Assange. Ok, es ist ein Kommentar, deswegen sei Herrn Kornelius die Einseitigkeit verziehen. Was bleibt, ist die Meinung von einem, der auch keine Scheu hatte, vom Internet als Seuche zu sprechen.

Kommentar hin, Kommentar her. Zusammengestückelte, aus ihren Zusammenhängen gerissene  Anschuldigungen und unbelegte Behauptungen haben auch in einem Kommentar nichts zu suchen. Dass Herr Kornelius Kommentar auch in der BILD hätte stehen können interessiert aber nur am Rande.

Wer die Fakten rund um Assanges Verhaftung und die Vorwürfe kennen möchte, sollte sich diese beiden Interview mit seinem englischen Anwalt Mark Stevens ansehen. Zugegeben, auch das ist nur Hören-Sagen durch Assanges Verteidiger, aber seine Assagen rücken doch so manche medien-gemachte Schieflage wieder in die Waagerechte.

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Es muss seltsam erscheinen, dass die Klage in Schweden zunächst abgewiesen und dann, einige Wochen später, in einer anderen Stadt von einer anderen Staatsanwältin, wieder erhoben wird. Es muss auch seltsam erscheinen, dass, obwohl der Aufenthalt von Julian Assange laut seines Anwalts den Polizeibehörden mehrer Länder bekannt war, Interpol eine sogenannte Red Notice veröffentlichte. Immerhin gab Interpol 2009 insgesamt nur 5020 solcher Meldungen heraus. #

In den Medien wurde heute rauf und runter von einer Verhaftung berichtet. Tatsächlich stellte sich Assange heute morgen in London und wurde in Anwesenheit seiner Anwälte in Haft genommen. #

Allerdings bekleckern sich momentan nicht nur deutsche Medien mit Ruhm. Twitter wird vorgeworfen, wikileaks und assange aus den Trending Topics zu filtern, Amazon und Paypal und EveryDNS werfen WikiLeaks aus ihren Kundenstämmen. Mit Tim Brays Worten: “… I sure wish my profession had shown a little spine” #. Jetzt hat Paypals Gehorsam auch die Wau Holland-Stiftung erwischt. Vielen Dank auch. #

In den nächsten Tagen werden wir sehen, wie dieser Balanceakt weitergeht und hoffentlich auch, ob an den Vergewaltigungsvorwürfen wirklich etwas dran ist.

Eins jedoch steht schon heute fest. Ganz egal was mit Julian Assange passiert, WikiLeaks und Cablegate können weder mundtot oder rückgängig gemacht noch aus der Geschichte gestrichen werden. Ryan Winterhalters Tweet dazu geht seit sechs Stunden um die Welt:

Killing wikileaks will stop the problem. I mean, killing Napster stopped piracy right? #

Und noch etwas steht fest. Die verlorene Ehre der Katharina Blum sollte jeder Journalist zu Weihnachten unterm Bäumchen finden — dann klappts auch wieder mit den Kommentärchen.

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