Diplomarbeit Tagging: Schlagwortvergabe durch Nutzende

Was lange währt, wird endlich gut. Nachdem letzten Donnerstag die Diplomfeier stattfand veröffentliche ich meine Diplomarbeit zum Thema Tagging. Der zitierte Textauszug stammt aus dem abschließenden Fazit und ordnet Tagging als Hilfsmittel zur Recherche zwischen Volltextsuchmaschienen und Katalogen ein. Viel Spaß beim Schmökern ;)

Schlagwortvergabe durch Nutzende (Tagging) als Hilfsmittel zur Suche im Web. Ansatz, Modelle, Realisierungen (PDF, 2,25 MB)

Update 18.06.2010: In den letzen vier Jahren wurde meine Arbeit einige Male zitiert. Listen aller mir bekannten Werke, die sich auf meine Arbeit beziehen, können bei Google Books und Google Scholar eingesehen werden.

Die Forschung an Tagging und Folksonomy steht noch am Anfang. Doch die bereits publizierten Arbeiten lassen darauf schließen, dass Tagging durchaus noch längere Zeit ein interessantes Thema bleiben wird. Tagging kann und sollte klassische Indexierungsverfahren und Klassifikationen weder ersetzen noch ablösen. Es ist als Komplement zu den bestehenden Volltextsuchmaschinen auf der einen und strikt reglementierten Katalogen auf der anderen Seite zu sehen.

Dass Collaborative Filtering funktioniert, zeigt nicht nur Amazon mit seinen Empfehlungen. Für Anwendungen auf Basis von Collaborative Filtering, stehen mit den durch Tagging erzeugten Folksonomies Datenbasen bereit, mit denen, besser als Buchkäufe das können, genauer und zielgerichteter gefiltert werden kann. Das erläuterte Beispiel einer Collaborative Filtering-Anwendung für CiteULike ist ein Beispiel dafür.

Mit dem Wissen über Clustering-Algorithmen und den Möglichkeiten der verschiedenen Graphendarstellungen von Folksonomies ist es kein weiter Weg mehr zu quasi-hierarchischen Folksonomy-Abbildungen. Diese Anwendungen müssen natürlich der Natur der Folksonomies, sich regelmäßig zu ändern, Rechnung tragen. Die Bildung von Clustern könnte sich als Weg erweisen, dieses Problem zu lösen.

PS: Die DA wurde mit einer Eins vorm Komma benotet, kann also sooo schlecht nicht sein ;)

13 comments

  1. OpenOffice Writer.

    Erstens zickt MS Word spätestens dann, wenn Du Bilder in Deinem Dokument hast, rum. Zum Beispiel tauscht es gerne mal Bilder aus. Und es kann anscheinend auch nicht mehr als 72 DPI exportieren. Jedenfalls hatte ich mehrfach bei großen Dokumenten (60 Seiten, viele Bilder) immer wieder Probleme mit Word.

    Und zweitens habe ich privat keine MS Office bzw. MS Word Lizenz.

  2. Hallo Sascha!

    Erstmal herzlichen Glückwunsch zu Deiner wirklich gelungenen Diplomarbeit!!!

    Zu einem Punkt möchte ich jedoch eine etwas andere Perspektive einbringen:
    Du schreibst unter der Überschrift: “Subjektivität der Information” folgendes: Informationen an sich sind nicht subjektiv, wohl aber der Informationsbedarf des Nutzers.

    Dem möchte ich die Perspektive des Konstruktivismus (siehe die zahlreichen Abhandlungen hierzu, bspw. von Heinz von Förster oder http://de.wikipedia.org/wiki/Radikaler_Konstruktivismus ) entgegenhalten.
    Informationen sind IMMER subjektiv! Jeder Mensch interpretiert eine bestimmte Information immer anders als ein anderer Mensch und auch immer anders als der, der diese Information verfasst hat.
    Der Grund hierfür ist, dass jeder Mensch ein unterschiedliches Leben führt und eine ganz individuelle Vergangenheit hat und dass unsere Sprache und Schrift nichts mit dem zu tun hat, was man eigentlich ausdrücken möchte. Wenn ich bspw. das Wort “Katze” schreibe, dann habe ich mit Sicherheit ein vollkommen anderes Bild hierzu im Kopf, als Du… So ist das mit jedem Wort und somit auch mit jeder Information. Die Interpretation einer Information entsteht immer beim Leser bzw. Informationsempfänger. Was derjenige damit verbindet hängt immer mit seiner ganz persönlichen Geschichte, seinem Leben und seiner Kultur, dem sozialen Umfeld etc. zusammen.

    U.a. stellt Heinz von Förster demnach fest, dass es keine Objektivität gibt, denn dies würde eine beobachterunabhängige Welt voraussetzen. Alles, was gesagt wird, wird von einem Beobachter gesagt. Jeder Akt der Wahrnehmung beruht notwendig auf den Konstruktionen eines Beobachters - und nicht auf der punktgenauen Übereinstimmung der eigenen Wahrnehmungen mit einer externen “Wirklichkeit”.

    “Die Umwelt, die wir wahrnehmen, ist unsere Erfindung”
    (Heinz von Förster, 1999, S.25)

    Man versteht nur das, was jeder einzelne aufgrund der eigenen Geschichte und Biografie verstehen kann. Jede Person sagt, was sie sagt, und hört, was sie hört, gemäß ihrer eigenen Strukturdeterminiertheit; dass etwas gesagt wird, garantiert nicht, dass es auch gehört wird. Alles was wir sehen, hören, riechen, schmecken, denken, fühlen, ist das Ergebnis einer gigantischen Konstruktion unseres Gehirns (etwas, was emergiert, d.h. sich allmählich und auf der Basis von Geschichten und Traditionen herausbildet). Es ist ein Wunsch der Menschen alles erklären zu wollen. Diese Erklärungsprinzipien sind aber kulturell bedingt und immer ganz verschieden.

    Liebe Grüße
    Hagen

  3. Herzlichen Glückwunsch zur eins vorm Komma. Nun darfst auch Du das ehrwürdige Haus wieder verlassen, welches auch mich jahrelang geknechtet hat. ;-)

    Na gut, war ein anderer Bau, ein anderer Name und mit anderen Leuten, aber der Gedanke zählt.

  4. Hallo Sascha, Glueckwunsch zu Deiner fertigen Arbeit. Das kommt mir gerade recht, da ich auf der Suche nach ‘wissenschaftlichen’ Texten zum Thema Wissenorganisation bin.

  5. @Patrick #2: Das Zitat beschreibt sehr treffend die Kluft, die sich momentan noch zwischen Taggern und den Anhängern klassischer Indexierungsverfahren auftut. Gerade in Bezug auf mein Fazit fand ich das Zitat gut, weil es die Arbeit einordnet und einrahmt.

    @Hagen: Wäre meine Arbeit eine philosophischen Debatte, müsste ich Dir wohl recht geben. Zwar gilt auch in der Informationswissenschaft das Filter-Prinzip, jedoch lässt sich das auf das vorliegende Problem nur teilweise anwenden. Denn es geht nicht unbedingt um die in einem Dokument zwischen den Zeilen steckenden Informationen und wie man sie interpretieren kann, sondern um den Inhalt der Information an sich. Beispielsweise ist es durchaus objektive zu sagen: In dem Kinofilm X spielt Schauspielerin Y mit. In dieser Aussage ist kein Platz für subjektive Wahrnehmung, denn entweder hat Y in dem Film mitgespielt oder nicht. Ob sie jetzt allerdings gut gespielt hat oder nicht ist subjektiv. Und wenn sie für diese Rolle einen Oscar erhielt, ist auch das eine objektive, verifizierbare Information, die Frage, ob sie die Auszeichnung verdiente jedoch ist subjektiv.

    Dass die Wahrnehnung eines Menschen sich von denen seiner Mitmenschen unterscheidet und durch in- und extrinsische Einflüsse gesteuert ist, ändert nichts an der, zumindest in Sinne der Informationswissenschaften, Objektivität verifizierbarer Information.

    Ich hoffe, ich habe hier keinen großen Bockmist geschrieben… Wenn doch, bitte hauen ;)

    @Carsten: Vielen Dank! Kennst Du das Alumni-Portal des Fachbereichs?

    @Marcus: Danke und bitte ;) Was genau suchst Du denn?

  6. Vielen herzlichen Dank für das Veröffentlichen Deiner Arbeit. Ich werden sicherlich noch die eine oder andere Information für einen Vortrag zum Thema “Folksonomies und Tagging” herausziehen können.

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