Seit letztem Jahr mache ich bei meinem Arbeitgeber Betriebsschulungen unter dem Titel “Reise durchs Internet”. Heute ging es um Geschäftsmodelle von Verlagen, sprich, wie Buchverlage online Umsatz machen.
In der Vorbereitung der Reise habe ich eine Präsentation von 2007 aufgetan. Eine Agentur zeigt Führungskräften von Verlagen, wie man als Verlag eine Onlinestrategie entwicklen könnte. Im Verlauf der Präsentation stellt die Agentur die Frage “Was, lieber Leser, willst Du?”. Drei Antworten werden dem Leser in dem Mund gelegt:
- Ich will als Individuum wahrgenommen werden!
- Ich will kommunizieren!
- Ich will nicht zahlen!
Der zweiten Antwort folgt eine Meinung der Agentur: Marke ist nicht mehr alles. Die Behauptung: Geht es um die Bewertung von Information, entscheidet auch online die Glaubwürdigkeit der Marke. Ein Test von TEST ist eben ein Test von TEST. Nur der Duden ist der Duden. Und so weiter.
Liegt der Schwerpunkt aber auf Onlinekommunikation, tritt die Marke stark in den Hintergrund. Ob ich mich bei X, Y oder sonst wo mit meinen Freunden unterhalte … In diesem Satz steckt alles drin. Der Ort spielt keine Rolle, solange ich kommunizieren kann.
Alter Wein in neuen Schläuchen, diese Erkenntnis. Jeder, der schon ein paar mehr Onlinejahre auf dem Buckel hat, weiß das und hat es erlebt, vielleicht so gar mehrfach.
Mir geht es da nicht anders. Wenn ein Onlineprodukt so angelegt ist, dass Menschen sich austauschen, spielt es plötzlich eine Rolle, wer außer mir mitmacht. Man geht ja auch im echten Leben dorthin, wo man Freunde trifft.
Meine These: Die Nützlichkeit eines solchen Produkts wird als größer empfunden, je wohler man sich fühlt.
Was zu der Frage führt, wann man sich wohlfühlt. Unter der Annahme, dass ein Mensch selbstbewusst ist und dennoch nicht allein sein kann, wird er sich dann am wohlsten fühlen, wenn er respektierter Teil einer Gemeinschaft ist.
Kommt man nicht ins Gespräch, gefallen einem die Themen nicht, reist man eben weiter.
An dieser Stelle könnte ich lange über die Auswirkung dieser kleinen Wahrheit auf verschiedene Formen von Onlineprodukten zu schreiben. Über fachorientierte und allgemein gehaltene Onlineprodukte. Über den Unterschied von Geschäfts- und Privatleben. Über unkanalisierte und fokussierte Produkte. Aber alles zu seiner Zeit.
Ich glaube, wir brauchen manchmal etwas mehr Ruhe in der Diskussion um Online Communities. Eine Rückbesinnung, nicht in der Zeit, sondern auf das Ziel unserer Produkte, den Menschen und was ihn ausmacht und bewegt, behindert und weiter bringt.
{tab=Kommunikation}
Kommunikation
(lat.) K. bezeichnet den Austausch von Informationen zwischen zwei oder mehreren Personen. Als elementare Notwendigkeit menschlicher Existenz und wichtigstes soziales Bindemittel kann K. über Sprache, Mimik, Gestik, durch schriftlichen Austausch, Medien etc. stattfinden. Zu unterscheiden sind a) interpersonale K. (unmittelbar und mittelbar zwischen Personen), b) Massen-K. (wenige Journalisten bereiten Informationen auf, die von vielen Lesern konsumiert werden) und c) Gruppen-K. (innerhalb bestimmter, organisierter sozialer Gruppen, Verbände, Parteien).
Quelle: Schubert, Klaus/Martina Klein: Das Politiklexikon. 4., aktual. Aufl. Bonn: Dietz 2006.
{tab=Bitte nicht immer nur Magazine und Zeitungen}
Klar, Produkte mit häufig wechselndem Inhalt verkaufen sich öfter und werden regelmäßiger genutzt. Dass Zeitungen und Magazine also durchaus eine wichtige Rolle im Medienmix des Internets spielen, ist klar. Tagesaktuelle Informationen in Buchform … Nicht wirklich.
Dennoch, auch Buchverlage sind Verlage. Dass sie langlebigere Produkte verkaufen, macht sie nicht langweilig. Vergesst also bitte nicht, wenn Ihr von Verlagen sprecht, dass Informationen nicht nur als Tabloid, sondern auch zwischen Buchdeckeln produziert, vertrieben, gekauft und genutzt werden.
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