Was ein eBook tatsächlich kostet

Zumeist dreht sich die eBook-Debatte um die Wirkungen dieser Produkte auf Verlage, Autoren und Verwertungsgesellschaften. Wie es aus Kundensicht aussieht, findet als Teil dieser Diskussion nur am Rande und nur zum Thema Kopierschutz statt.

Ich drucke gerade ein eBook aus — und stelle mir die Frage, welche Vorteile ich durch das eBook gegenüber dem Kauf des gedruckten Buch, dass ich ja auch hätte haben können, habe.

Zunächst einmal die offensichtlichen: Sofortige Verfügbarkeit, Copy&Paste, Weblinks, kein Stellplatz notwendig u. damit leichter zu archivieren, kann verliehen werden ohne die Angst, es nicht wieder zu bekommen.

Durch den Ausdruck jedoch verliere ich alle drei Vorteile, abgesehen von den Kosten, die durch den Druck und die Archivierung entstehen.

Das eBook im konkreten Fall hat 328 Seiten. Das sind 164 DIN A4-Blätter. Ausgedruckt wird auf einem der besseren Büroetagen-Farblaserdrucker, zu einem Kostenpunkt von 13,85 Eurocent pro Seite* zzgl. 0,0468 Eurocent pro Blatt*. Der Ausdruck des eBooks kostet mich also — vereinfacht, da ohne Stromkosten, Wartung des Drucker etc., 53,10 Euro.

Das eBook selbst kostet beim Verlag 19,99 Euro. Das gedruckte Buch kann ich für um die 30 Euro z. B. bei Amazon oder beim Verlag kaufen. Der Verlag bietet außerdem ein Bundle, bestehend aus gedrucktem und eletronischem Buch für 32,20 Euro an.

Ist die sofortige Verfügbarkeit 20,90 Euro wert?

Im boersenblatt diskutieren Verleger und Autoren über die Preisgestaltung von eBooks und fordern einen Preis von nicht weniger als 85 % des Hardcoverpreises. Verständlich finde ich das Argument, eBooks nicht zu verschenken, um eReader in den Markt zu drücken.

Stellt sich die Frage, ob 15% des Ladenpreises für ein Hardcover den Druck-, Lager- und Logistikkosten entsprechen. Ich würde vermuten (kanns aber nicht belegen), dass diese Kosten höher sind. Immerhin sollten diese, eindeutig an das gedruckte Buch gebundenen Kosten, nicht im eBook-Preis enthalten sein. Und damit dürfte ein eBook, meine ich, nicht mehr als 50 % des Hardcoverpreises kosten.

Abgesehen davon werde ich mir in Zukunft sehr gut überlegen, und kann das auch nur empfehlen, einen Preisvergleich zu machen und Bundle-Angebote wie das o. g. zu nutzen. Der Ausdruck eines eBooks rechnet sich jedenfalls nicht.

*) Druckkosten und Papierpreise stammen aus Tests in der c’t und sind gemittelt. YMMV.

3 comments

  1. Hallo Sascha,

    ich weiß jetzt nicht ganz genau was die Druck- und Lagerkosten wirklich kosten, aber ich kann mir gut vorstellen dass man mit 15% gut hinkommt.

    Du darfst nicht vergessen, dass die Verlage bei den Druckereine andere Konditionen (Rabatte etc.) bekommen als wenn wir beide drucken würden.

    Ich vermite mal dass der allergrößte Teil der Kosten aus Personalkosten besteht: Lektoren, Grafiker, Setzer, Vertriebler … und ganz am Ende die Autoren.

    Nehmen wir mal die Fachbücher an. Gehen wir von einem “Standardwerk” aus dem Bereich Webdesign aus. Eine Auflage von 2.000 Exemplaren und einem Preis von 30 Euro.

    Das wären brutto 60.000 Euro.

    Gut die Hälfte des Preise bleibt beim Staat (Steuer) und beim Handel (Rabatte etc.).

    Es bleiben 30.000 Euro … vorausgesetzt, die komplette Auflage verkauft sich.

    Davon musst du den Lektor, den Grafiker (Buchcover), den Setzer und den Vertriebler zahlen. Für die Autoren werden auch in der Regel zwischen 9-12 % (berechnet auf den halben Buchpreis) pro verkauftem Exemplar bezahlt.

    Da bleibt von den maximal 30.000 Euro nicht viel über.

    Dann blieben da noch Werbemaßnahmen (Messestände, Presse, Rezensionsexemplare etc.) und andere Buchtitel die leider nicht kostendeckend waren.

    An Hand dieser Berechnung gehe ich davon aus, dass der Druck un die Lagerkosten nicht die großen Positionen sind.

    Grüße

  2. Das läßt sich recht schnell klären - ich frage einfach in unserer Herstellung nach ;)

  3. Aaalso. Unsere Zahlen darf ich nicht veröffentlichen, aber ich habe ein Beispiel gefunden.

    Ein eBook würde demnach nur auf 27 % der Herstellungskosten eines gedruckten Werks kommen — und da fehlen noch alle Kosten für Auslieferung, Lagerung und Barsortiment (Zwischenhändler).

    Rechnet mal aus dem Beispiel die sehr hohen Kosten für die Grafiken heraus, kommen wir auf auf 43 %.

    Wenn Du mich fragst, sind 50 % durchaus realistisch, vor allem weil das Barsortiment wegfällt — was denen natürlich nicht gefällt. Klar, dass sie also an Lösungen bastelen: Umbreit & KNV wollen/haben in 2009 entsprechende Plattformen auf die Beine gestellt, allen voran libreka!

    Noch brauchen die Verlage das Barsortiment — anders bekommen sie ihre Bücher nicht ins Regal. Wie lange sich die Zwischenhändler noch halten können, ist eine gute Frage.

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