Lifestreams… Zum ersten Mal habe ich den Begriff irgendwann 2004 gehört. Die Idee ist natürlich ne Ecke älter - seit wann hat Outlook das Journal? Das wiederrum geht zurück auf eine Reihe von Papern aus dem Ende der 90er des letzten Jahrtausend.
Die Idee: Ein Benutzer soll die die Möglichkeit haben, an einem Zeitstrahl entlang Dokumente zu platzieren und jederzeit den Strahl rauf oder runter zu navigieren, so dass er, im Besten Fall, genau in dem Kontext weiterarbeiten kann, wo er möchte.
Heute nennen wir das wie gesagt Lifestream — und ich kenne kein Betriebssystem, das sowas anbietet.
Statt dessen machen wir das mit FriendFeed, soup.io und anderen Diensten. Der Ablauf ist dabei immer der Gleiche. Von irgendwoher kommt ein Dokument und es wird mit Ankunfts- oder Absendedatum an den Strahl geklebt. Wer jetzt an Blogs denkt: Jap — mit einem Unterschied. Blogs waren Logbücher, in denen wir tolle Orte festgehalten haben.
Unser Leben findet an vielen Orten statt. Wir hüpfen von Insel zu Insel, hinterlassen auf jeder ein paar Spuren und springen weiter. Man könnte jetzt das was-auch-immer-zwischen-den-Inseln als Lebensfluss deklarieren, aber erstens bin ich kein Poet und zweitens geht es nicht um das was-auch-immer-uns-von-Insel-zu-Insel-bringt, sondern um die Spuren, die wir hinterlassen.
Ein Lifestream (wurde auch mal braindump genannt) enthält also nicht unbedingt die besuchten Orte, sondern was wir dort getan haben. “Ich habe ein Buch gekauft” — ob das im lokalen Buchhandel oder bei Amazon stattgefunden hat, ist zweitrangig. Ob es zweitrangig ist, welches Buch ich gekauft habe? Im Besten Fall ist das meine Entscheidung — meistens liefert mir die Insel mein Lifestream-Dokument aber so, wie sie es für richtig hält.
Und damit wäre ich beim Punkt angelangt.
FriendFeed & Co. sind nützliche Werkzeuge, die hervorragend Gedächnisarbeit übernehmen. Das Problem sind die Inseln, die weiterhin unkontrollierbar Informationen ausstrahlen wie ein 21-Zoll-Röhren-Monitor von SUN. Ohne die Inseln und ihr automatisiertes Senden (das implizit auch Speichern bedeutet) müsste ich wirklich Tagebuch führen — wo wir wieder bei den Blogs angelangt wären. (OK, der war nicht so witzig…)
Im Ernst. Zwar kontrollieren wir, was in unseren lifestreams auftaucht, aber über das Wie haben wir keine Verfügungsgewalt.
Linktipp des Tages: Sweetcron.