In der aktuellen Ausgabe der [Usability News][1] werden Studien zum Thema Zeilenlänge und mehrspaltigen Texten auf dem Bildschirm vorgestellt.
In einer [Untersuchung zum Thema Zeilenlänge][2] wurden 20 US-amerikanischen Studenten Nachrichtentexte in verschiedenen Zeilenlängen (35, 55, 75, or 95 characters per line, cpl) vorgelegt. Gemessen wurde die Lesegeschwindigkeit. Weiterhin wurden den Teilnehmer Fragen zum Verständnis der Texte vorlegt, um zu prüfen, wie gut die Texte aufgenommen wurden. Schließlich wurden sie nach ihrer persönlichen Einschätzung befragt, welche Zeilenlänge ihnen eher zusagt.
Im Ergebnis fand man eine deutlich höhere Lesegeschwindigkeit bei einer Zeilenlänge von 95 cpl. Auch fand man eine höhere Leseeffizienz (Lesegeschwindigkeit im Verhältnis zum Textverständnis) bei 95 cpl. In ihrer persönlichen Einschätzung wählten je 30%, entweder 35 cpl oder 95 cpl zu ihrer bevorzugten Zeilenlänge. Auf der anderen Seite entschieden sich 100% der Teilnehmer für 35 cpl oder 95 cpl bei der Frage, welche Zeilenlänge ihnen am wenigsten gefiele.
Eine [andere Studie][3] beschäftigte sich mit der Frage, ob mehrspaltige im Verhältnis zu einspaltigen Texten besser verstanden werden und ob die Ausrichtung (links im Verhältnis zu Blocksatz) eine Auswirkung auf die Leseeffizienz hat. Man fand, dass schnelle Leser mit zwei Spalten im Blocksatz besser zu Recht kommen, wohingegen langsame Leser einspaltige, links ausgerichtete Texte besser verstehen.
**Saschas Meinung**
Die Zeilenlänge hat, das zeigen beide Studien, einen großen Einfluss auf Lesegeschwindigkeit und Leseeffizienz. Es scheint, als ob langsame Leser mit größeren Zeilenlängen besser zu Recht kämen als schnelle Leser, die mehr Informationen pro Bildschirmseite erwarten und verarbeiten können und weniger Probleme mit Mehrspaltigkeit und Blocksatz haben. Man könnte sagen, je erfahrener ein Leser ist, desto schneller liest er und desto mehr Informationen kann er beim Lesen verarbeiten. Vor dem Hintergrund, dass wir uns beim Lesen vor allem an der [Form der Wörter orientieren][4], macht es Sinn davon auszugehen, ein erfahrener, geübter Leser könne mehr Wörter am Umriss erkennen als ein ungeübter.
Dem Benutzer die Möglichkeit zu geben, die Textgestaltung selbstständig zu beeinflussen, und sich so bewusst für größere oder kleinere Zeilenlängen oder sogar Mehrspaltigkeit zu entscheiden, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Browser beherrschen dies leider nicht, sie können nur die Schriftgröße beeinflussen. Eine Manipulation der Zeilenlänge ist indirekt durch Verbreitern oder Verschmälern des Anzeigefensters am Bildschirm möglich, impliziert aber Veränderungen für die gesamte Darstellung. Die Anzahl der Spalten ist vom Benutzer gar nicht zu steuern.
Würde man sich auf ein Containertag oder eine CSS-Klasse für Haupttextinhalte einigen, wären Browser in der Lage, beliebige Formatierungen auf den so gekennzeichneten Textinhalt anzuwenden, und damit auch die Zeilenlänge, Spaltenzahl und Schriftgröße zu verändern. Ein Benutzer könnte dann zentral für alle Textinhalte festlegen, in welcher Form er sie sehen und lesen möchte.
[1]: http://www.usabilitynews.org/
[2]: http://psychology.wichita.edu/surl/usabilitynews/72/LineLength.htm
[3]: http://psychology.wichita.edu/surl/usabilitynews/72/columns.htm
[4]: http://www.tu-chemnitz.de/docs/yale/pages/typography.html