Stellen wir uns eine Online Community vor. Sei es Chat, Forum oder ein Wiki. Oder eine News-Community wie Digg.
Ist die Community klein, freut man sich über jeden neuen Benutzer. Man kennt sich oder lernt sich kennen, Cliquen bilden sich. Ist die Community größer geworden, wird es unübersichtlicher. Man beginnt, die neuen Benutzer zu zählen statt sie zu begrüßen. Die Cliquen “übernehmen” Teile der Community, stellen dort einen Großteil der Inhalte und bestimmen das Klima. Die Moderatoren verlegen sich immer mehr darauf, die bestehenden Regeln durch zu setzen und sich “neuen” Typen von Straftaten mit neuen Regeln entgegen zu stemmen. Trolle und anderes virtuelles Getier wollen eingefangen und vor die Tür gesetzt werden. Da bleibt nicht mehr viel Zeit, den Blick fürs Gesamtsystem zu behalten. Wie auch, bei +100 neuen Benutzern und +500 neuen Beiträgen (welcher Art auch immer). Die “alten” Benutzer, oder diejenigen, die in einer Clique schnell einen hohen sozialen Rang erreichen, entwickeln sich zu Institutionen. Bietet die Community technische Möglichkeiten, werden diese Power-User sie als erste entdecken und ausreizen. Von Forensignaturen über Benachrichtigungswerkzeuge, Integration von Chats oder IM, Buddylisten oder oder oder. Einzelne Nutzer werden damit beginnen, Tools zu entwerfen, mit denen sich diese Dienste besser nutzen lassen, kombinieren und sogar auf Basis der bestehenden Systeme neue erfinden.
Kommt man als Neuling in eine solche Community, ist es ungleich schwerer, Zugang zu den sozialen Netzwerken zu finden, als es für die “Alten” war. Nicht nur muss man das bestehende Ökosystem verstehen, sondern auch die technischen Spielereien. Das ist ein intensiver Prozess, der viele überfordert oder schlicht aufgeben lässt.
Von daher kann ich verstehen, wenn Jason das Ende von Digg verkündet. Nur: Digg wird nicht sterben, jedenfalls nicht daran, eine große Community mit loyalen Mitgliedern zu haben.