Monthly Archives: Mai 2008

MyParl - studiVZ für EU-Parlamentarier

3,2 Mio. £ (ca. 4 Mio. Euro) will es sich die EU es kosten lassen, einen studiVZ-Facebook-Klon für die Brüsseler Parlamentarier zu bekommen. Pro Mitglied des Europäischen Parlaments sind das 12.000 EUR über die nächsten 18 Monate.

Ein Konsortium, geführt von Mostra Communication, dem außerdem EurActiv.com und Blogactiv.eu angehören, hat den Zuschlag erhalten und soll MyParl.eu bis Anfang Oktober 2008 online bringen. Eine Beta-Version ist im bereits online (siehe Screenshot oben).

Auf der “About”-Seite heißt es:

MyParl.eu stems from the European Parliament declared wish to use online mechanisms to improve communication between policymakers, not least between European and national Parliamentarians, and facilitate the development of information and ideas linkages between European opinion-formers and stakeholders.

Die Beta-Version mag zwar im Moment zugänglich sein, doch der The Daily Telegraph hat herausgefunden, dass MyParl.eu nur für Mitglieder des Parlaments sowie Lobbyisten zur Verfügung stehen soll:

Only parliamentarians and “civil society”, Brussels-speak for officially sanctioned NGOs and trade associations, will be able to use the site for comment and debate.

Die Kosten für Entwicklung und Betrieb kommen ausschließlich aus den Kassen der EU. Bezahlte Premium-Mitgliedschaften gibt es also nicht, anscheinend müssen auch die Lobby-Organisationen kein Eintrittsgeld bezahlen.

Wie bei EU-Projekten üblich, versteckt sich die Ausschreibung für MyParl in irgendeiner nicht-öffentlichen Datenbank. Leider kann man also online nicht herausbekommen, wer sich außer den drei genannten Firmen beworben hat.

In Artikeln beim The Daily Telegraph und The Sun kommt MyParl nicht eben gut weg. Zitiert werden die MEP Godfrey Bloom und Martin Callanan mit den Aussagen, MyParl sei “a desperate and failing attempt to be fashionable” und “a collosal waste of money”. Callanan sagte:

Facebook is free and offers much more interactivity than anything eurocrats can dream up.

It is completely daft for the EU to try to do something that the internet and online communities are already doing.

8.333 neue Mitglieder pro Monat

Im Vergleich zu nach Mitgliederzahlen großen Communities wie studiVZ oder MySpace mögen sich 100.000 Mitglieder nach “Wachstum pro Monat” anhören. Für Mamiweb, eine deutsche Community für (werdende) Mütter ist das jedoch eine enorme Leistung.

{tab=Wachstum der größten Community}Laut cNET meldet Nielsen/Netratings für MySpace ein Wachstum der Mitgliederzahl von April 2007 bis April 2008 von 3% gewachsen. Diese 3% entsprechen 1,75 Mio. registrierten Nutzern. Damit haben sich pro Monat 146.000 neue Benutzer angemeldet.

{tab=XING und LinkedIn im Vergleich}

Nielsen meldet für LinkedIn von April ‘07 bis ‘08 ein Anwachsen der Mitgliederzahl von 361% bzw. von 1,8 Mio. auf 8,6 Mio. Nutzern.

XING kommt in einem ähnlichen Zeitraum (Mai 2007 bis März 2008 [Screenshot]) auf ein Wachstum von ca. 260% oder 3,5 Mio. Nutzern.

Im Gegensatz zu LinkedIn gelang dies XING wohl vor allem durch den Aufkauf diverser Konkurrenten. XING muss schon allein deswegen zukaufen, weil der deutsche Markt im Vergleich zu Nord-Amerika wesentlich kleiner ist.

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Marketing in a Widgetized Web

Anfang des Monats brachte Google Friend Connect — ohne zu programmieren soll jeder Webmaster seine Site mit Community-Features aufwerten und so seinen Traffic steigern können. Das kann zum Beispiel so aussehen.

Für die Entwickler stellt die OpenSocial-API bereit, weit mehr zu tun als mit Friend Connect möglich ist. Wie man mit OpenSocial Gadgets bauen kann, veranschaulicht eine Reihe von Videos. Das erste Video beschäftigt sich mit den Grundlagen und zeigt das unumgängliche Hello World-Beispiel:

[youtube 9gW2YVBrNVA]

Interessant fand ich, neben der Demo an sich, vor allem die Liste der vier Dinge, die man braucht, um ein Friend Connect-Gadget online zu bringen:

  • Text-Editor
  • Webspace
  • Einen Account bei Orkut
  • Zugang zu OpenSocial-Sandbox bei Orkut

Orkut? Genau, Googles Social-Network. Googles einziges Social-Network. Ich wette, die Verantworlichen dort reiben sich über die neugewonnene Aufmerksamkeit die Hände. Ach was, die machen richtig Party :-)

Anders geht Gigya an die Aufgabe heran, auch die letzte website “social” zu gestalten — mit Gigya Socialize nämlich. Auch Gigya will OpenSocial beitreten, oder plant es zumindest. Der Hintergrund ist hier aber ein anderer:

Gigya, the leading provider of tools for tracking and boosting widget distribution, today announced the public launch of its widget distribution network, which connects advertisers, content providers and social media users, to deliver and track results-driven widget advertising campaigns.

In den Worten zufriedener Kunden klingt das so:

For a brand like Kimberly Clark, the integrity of their brand experience is paramount. The consumer conversation in social media with Generation X moms was a new audience goal for us. The use of Gigya’s network helped us architect a conversation with women using social networks. The agency partnership with Gigya made the creation of the Kimberly-Clark Widget easy and accessible across all social media platforms. Our choice to use Wildfire was due in part to Gigya’s consumer-centric approach to social media. Their approach facilitated more installs from our audience than other technologies would have provided. We could not have asked for a better technology and analytics partner with a widget platform (Wildfire) and ad network (Gigya). Gigya’s technology spelled success for our ‘BIG IDEA’ and in the process we did what we set out to do - create new consumers for Kimberly Clark.

{tab=Gigya}

Nach eigenen Angaben liefert Gigya 4 Mrd. Widgets pro Monat aus und konzentriert sich auf die Monetarisierung der Widgets. Kunden, die für die Bereitstellung der Widgets bezahlen, sind unter anderem Sprint, Wal-Mart, Unilever, Kimberly-Clark, Disney, VH1 und Levis.

{tab=Widgets}

Widgets & Gadgets — ohne geht es im Moment nicht. So hat comScore die Markt-Beobachtung Widget Metrix aufgesetzt, um die 20% aller Internet-Nutzer (April 2007, im November sollen es schon 83% aller US-Nutzer gewesen sein) zu tracken, die angeblich Widgets benutzen.

Eine schon etwas ältere, aber lesenswerte Übersicht über Gigya, Clearspring & Co. ist bei Snipperoo - The Universal Widget Blog zu lesen.

Und auch eine Konferenze haben die Widget-Vermarkter schon. Die WidgetWebExpo steht unter dem Motto “Marketing in a Widgetized Web”.

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Zahlen und Fakten zum mobilen Internet

Schiebt das iPhone und der iPod touch das mobile Web über die bleeding edge?

Man könnte es meinen. Das iPhone ist das erste mobile Gerät, dass es nicht nötig macht, Websites speziell darauf anzupassen: Dank cleverer Zoomfunktionen passt so ziemlich jede Website in das 480x320-Pixel-Display. Die volle Unterstützung für alle 255³ Farben des RGB-Farbraums läßt keinen Unterschied zwischen dem 20-Zöller im Büro und dem iPhone in der Jackentasche erkennen.

Die letzten technologischen Hindernisse auf dem Weg zu einem All-Überall-Zugriff auf das Internet sind damit aus dem Weg geräumt. Aktuelle Zahlen, veröffentlicht von Cloude Four auf der webvisions diese Woche in Portland scheinen das zu bestätigen: iPhone-Nutzer in Deutschland erzeugen 30-mal soviel Traffic wie alle anderen Mobil-Nomaden (Slide #15).

Auch Opera hat Zahlen zur mobilen Internet-Nutzung veröffentlicht: 41% des Traffics über Opera Mini gehen an social networks, 77% allen Traffics sind Web-Traffic, nur 23% WAP. Schätzungsweise wird der allermeiste WAP-Traffic auf die Konten der WAP-Portale von E-Plus, T-Mobile & co gehen.

{tab=Opera Mini}
Mit dem kostenlosen Opera Mini bietet Opera den Großteil der Funktionalität von Opera Mobile zum Nulltarif. Im Unterschied zu Mobile, der ein vollwertiger Browser ist, werden bei Mini alle Anfragen über Proxyserver bei Opera geleitet, die Bilder verkleinern und Inhalte komprimieren — und Opera verraten, wann man wo surft. Aus den Log-Dateien dieser Proxy-Server stammen denn auch o. g. Daten.

{tab=Websites auf dem iPhone/iPod touch}

Marketcircle liefert mit iPhoney einen iPhone-Simulator, mit dem man beliebige Websites auf iPhone-“Tauglichkeit” testen kann. Der iPhone tester und TestiPhone bieten ähnliche Funktionalität im Browser.

Im Grunde funktioniert jede Website auf dem iPhone — reine Flash-Sites leider nicht. Optimierungen an der eigenen Site sind für das iPhone eigentlich nicht notwendig — schon eher das Anbieten einer dedizierten mobilen Lösung, so wie z. B. XING das tut unter http://iphone.xing.com/. Dort erwartet den Nutzer eine aufs Wesentliche reduzierte Website, die ganz klar mit dem iPhone und dessen bekannten Eckdaten (Auflösung, Schriftart, Rendering, …) im Hinterkopf gestaltet wurde.

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ProSiebenSat1 und RTL Group auf Einkausftour

Die Lokalisten gehören jetzt zu 90% der ProSiebenSat.1 Media AG. Sie haben ihren Anteil an der lokalisten media gmbh von 30% erhöht und dafür angeblich 20 Mio Euro bezahlt. Damit wären die Lokalisten 33 Mio Euro wert.

Konkurrent RTL Group dagegen hat 49% an wer-kennt-wen.de erworben, einer vor allem in Rheinland-Pfalz erfolgreichen Netzwerk-Plattform. Bei netzwertig.de spekuliert man über eine niedrige siebenstellige Summe.

{tab=lokalisten}

Gegründet 2005 konnte lokalisten.de zunächst in Süddeutschland stark wachsen und ab 2006 auch im Norden der Republik Fuß fassen. Seit Mitte 2006 ist die ProSiebenSat.1 Media AG mit zunächst 30%, ab Mai 2008 mit 90% an der lokalisten gmbh beteiligt und schaltet für sie u. a. TV-Werbung im hauseigenen Sendernetzwerk.

Für April 2008 ermittelt IVW für lokalisten.de 28 Mio Unique Visitors und 1,2 Mrd Page Impressions.

{tab=wer-kennt-wen}

Ausgehend von der Region Koblenz entwickelte sich dieses Netzwerk seit 2006 weiter und breitet sich in ganz Deutschland aus. Es verfolgt einen restriktiveren Ansatz als andere, ähnliche Dienste und besteht auf Klarnamen. Man kann sich nicht registrieren, sondern muss von einem Mitglied “eingeladen” werden. Anders als studiVZ oder Facebook sollen die Mitglieder von wKw durchschnittlich 30 Jahre alt sein.

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Social Communities & Networks beim DMMA 2008

Der BVDW hat die Nominierten für den DMMA in der Kategorie Social Networks & Communities bekannt gegeben:

  • bigMUSIC (bigFM PPG S.W. GmbH/bigFM PPG S.W. GmbH)
  • coojooxi.com - internationale online Fußball Scouting Plattform (Coojooxi GmbH)
  • Küchengötter.de (artundweise GmbH/Gräfe und Unzer Verlag GmbH)
  • Mondialogo – Intercultural Dialogue and Exchange (BlueMars GmbH/Daimler AG)

Glückwunsch an die Kollegen von BlueMars.