Alles ist gut

Muss es doch, oder? Wenn Word Lens es heute schafft, sofort Übersetzungen von Texten im Kamerabild einzublenden und Dragon NaturallySpeaking gesprochene Sprache so leicht in Text übersetzt …

[youtube h2OfQdYrHRs]

… dann schafft es Jibbigo eben morgen, japanisch nach englisch zu übersetzen:

[youtube sXPuH-XrnOw]

Das ist die Zukunft. Heute. Morgen schon nicht mehr. Wer weiß, was wir dann alles anstellen.

In der Fremde

Gehen wir die Liste von hinten nach vorne durch.

IIS und Java … Die beiden sind nur die Boten für das eigentliche Problem, das auf den schönen Namen Coldfusion hört. Mir war echt nicht bewusst, dass das wirklich produktiv eingesetzt wird :-) Eine Taglibrary für Java, auf deren Basis ein CMS im Grunde statisches HTML erzeugt. Schlecht übersetzt muss ich um dieses Konzept erstmal meinen Kopf wickeln. Letzte Woche gabs zwei Tage Workshop dazu, vor allem zu Railo, einer Open-Source-Implementierung von Coldfusion. Langsam blicke ich durch. Was mich wirklich zur Verzweiflung treibt, ist die Tatsache, dass die Projekte auf RIAForge irgendwie alle annehmen, man betreibe seine Webserver mit Windows. Is klar, ne.

Mac OS X kommt mir ja insofern entgegen, als es eine Shell mitbringt und aus meiner Sicht ein Unix mit ner ordentlichen GUI ist :-) Und auch sonst komme ich erstaunlich gut zurecht. Gefühlt ist die Softwareauswahl etwas kleiner als für Windows. Vor allem ist meine Suche nach einem gescheiten Editor noch nicht am Ende. Im Moment versuche ich mich mit TextWrangler, aber das kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein.

So, und nun das dicke B. Ob wir je Freunde werden, ich bin da eher skeptisch. Sagen wir so, wir haben uns arrangiert und kommen ganz gut miteinander aus. Angekommen bin ich jedenfalls. Die Begrüßung fiel recht frostig aus, mit dem Ergebnis, dass mich seit Tagen ein fieser Husten peinigt. Danke dafür, Berlin.

Bild: Jeremy Kunz, CC-BY-NC-SA

Storytelling

Summer Games, Dune 2000, Tetris und wie sie alle heißen, es waren kurze Liebschaften. Je besser die Trailer, desto größer die Enttäuschung.

Wie, ich muss hier erst stundenlang in der Gegend rum <was-auch-immer>? Ich will doch nur wissen, wie die Geschichte weiter geht?!

Durchaus bereit, mich von der Geschichte (ver-)führen zu lassen, stand ich plötzlich vor Hürden wie Tastenkombinationen für special moves. Ihr wisst schon: r, r+l, s+l, x, x, y und so. Da war es nur natürlich, sich mit Spielbüchern und später ihren digitalen Gegenstücken, den Textadventures, zu beschäftigen.

A wordless scream comes from the Adpet Karmi, and his body arches backwards in its seat, only the whites of the eyes visible. For what seems like an age, but can only be a second or two, he remains like this, and then his features twist themselves into an expression of cruel amusement. #

OK, 1990 habe ich zu Weihnachten einen Gameboy bekommen und 1993 habe ich mir einen (meinen ersten und einzigen) Joystick für X-Wing gekauft, aber das war denn auch die einzigen Anschaffungen dieser Art. Den Joystick habe ich ein-, zweimal benutzt, und den Gameboy hat sich recht schnell, Tetris’ wegen, meine Mutter unter den Nagel gerissen.

Immer wieder habe ich versucht, einen Fuß in die Gamerwelt zu setzen, habe alle möglichen Titel ausprobiert und wieder verworfen. Sehr lange (für meine Verhältnisse) konnte mich EVE fesseln. Die Spieltiefe ist einfach unglaublich. Seit ein paar Tagen spiele ich die Testversion von World of Warcraft. Mein Druide ist Level 15 und ärgert sich gerade mit seiner 55. Quest herum — langweilig.

Letztendlich haben sie alle früher oder später den Reiz für mich verloren. Civ, SimCity und Sims genauso wie die oben genannten.

Nun habe ich seit der Civ-V-Demo einen Steamaccount und vor allem bei deren Weihnachtsaktionen zugeschlagen: Dawn of War II Gold und Sniper - Ghost Warrior habe ich mir gegönnt. Und wieder nur kurz Spaß gehabt. Die Warhammer 40k-Romane hingegen verschaffen mir schlaflose Nächte.

Das liegt allerdings nicht an den Spielen, warum sonst sollte es so viele core gamer und Enthusiasten geben? Bitte, nehmt euch die fünf Minuten Zeit und hört Onkel Barlow zu:

[youtube dG_8UdMk-og]

Nein, das liegt nur an mir. Ich kann die Faszination ja teilweise nachvollziehen. Nur schafft es kein Titel, mich wirklich in seinen Bann zu ziehen.

Das macht aber gar nichts. Ohne casual gamer wie mich hätten die Flashgame-Portale keinen einzigen Visit — und Buchverlage so gar keine Endkunden.

Bild: CC-BY-NC, quirkybird

Hexenjagd auf Julian Assange und WikiLeaks

In SZ Online findet sich ein Kommentärchen von Stefan Kornelius zu WikiLeaks bzw. zur Person Julian Assange. Ok, es ist ein Kommentar, deswegen sei Herrn Kornelius die Einseitigkeit verziehen. Was bleibt, ist die Meinung von einem, der auch keine Scheu hatte, vom Internet als Seuche zu sprechen.

Kommentar hin, Kommentar her. Zusammengestückelte, aus ihren Zusammenhängen gerissene  Anschuldigungen und unbelegte Behauptungen haben auch in einem Kommentar nichts zu suchen. Dass Herr Kornelius Kommentar auch in der BILD hätte stehen können interessiert aber nur am Rande.

Wer die Fakten rund um Assanges Verhaftung und die Vorwürfe kennen möchte, sollte sich diese beiden Interview mit seinem englischen Anwalt Mark Stevens ansehen. Zugegeben, auch das ist nur Hören-Sagen durch Assanges Verteidiger, aber seine Assagen rücken doch so manche medien-gemachte Schieflage wieder in die Waagerechte.

[youtube uIgcKC-b_FA]

[youtube TVImpLjaF-c]

Es muss seltsam erscheinen, dass die Klage in Schweden zunächst abgewiesen und dann, einige Wochen später, in einer anderen Stadt von einer anderen Staatsanwältin, wieder erhoben wird. Es muss auch seltsam erscheinen, dass, obwohl der Aufenthalt von Julian Assange laut seines Anwalts den Polizeibehörden mehrer Länder bekannt war, Interpol eine sogenannte Red Notice veröffentlichte. Immerhin gab Interpol 2009 insgesamt nur 5020 solcher Meldungen heraus. #

In den Medien wurde heute rauf und runter von einer Verhaftung berichtet. Tatsächlich stellte sich Assange heute morgen in London und wurde in Anwesenheit seiner Anwälte in Haft genommen. #

Allerdings bekleckern sich momentan nicht nur deutsche Medien mit Ruhm. Twitter wird vorgeworfen, wikileaks und assange aus den Trending Topics zu filtern, Amazon und Paypal und EveryDNS werfen WikiLeaks aus ihren Kundenstämmen. Mit Tim Brays Worten: “… I sure wish my profession had shown a little spine” #. Jetzt hat Paypals Gehorsam auch die Wau Holland-Stiftung erwischt. Vielen Dank auch. #

In den nächsten Tagen werden wir sehen, wie dieser Balanceakt weitergeht und hoffentlich auch, ob an den Vergewaltigungsvorwürfen wirklich etwas dran ist.

Eins jedoch steht schon heute fest. Ganz egal was mit Julian Assange passiert, WikiLeaks und Cablegate können weder mundtot oder rückgängig gemacht noch aus der Geschichte gestrichen werden. Ryan Winterhalters Tweet dazu geht seit sechs Stunden um die Welt:

Killing wikileaks will stop the problem. I mean, killing Napster stopped piracy right? #

Und noch etwas steht fest. Die verlorene Ehre der Katharina Blum sollte jeder Journalist zu Weihnachten unterm Bäumchen finden — dann klappts auch wieder mit den Kommentärchen.

Arbeit, Arbeit

Einige von uns sind sicher jung genug, um sich noch zu erinnern, wie das war, als man zum ersten Mail eine Einladung zu einem Meeting in der Inbox hatte. Einige von uns sind sicher alt genug, um zu wissen, wie nutzlos die meisten Meetings sind.

2009 habe ich einen sehr schönen Artikel von Paul Graham gelesen, “Maker’s Schedule, Manager’s Schedule”:

Most powerful people are on the manager’s schedule [1 hour intervals]. It’s the schedule of command. But there’s another way of using time that’s common among people who make things, like programmers and writers. They generally prefer to use time in units of half a day at least. You can’t write or program well in units of an hour. That’s barely enough time to get started.

Nach der Lektüre habe ich mir zwei Nachmittage pro Woche in Lotus Notes geblockt, dienstags und donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Einigen Kollegen war das egal. Sie mussten lernen, dass ich in dieser Zeit keine Termine annehme. Im Ergebnis hatte ich zwei mal vier Stunden Ruhe. Auch ans Telefon bin ich in aller Regel nicht gegangen — ok, eigentlich hätte ich es direkt auf Voicemail umstellen sollen, aber die höre ich sehr ungern ab und benutze sie daher nicht.

Diese acht Stunden waren immer sehr produktiv, vor allem aber habe ich sie wirklich gebraucht. Zwei andere Top-to-bottom-Initiativen waren vorher gescheitert: a) Termine statt halbstündig oder stundenweise nur 20- oder 50-minütig anzusetzen und b) am Mittwoch gar keine Termine zu vereinbaren. Beides ist grandios schief gegangen.

Von der Minus-10-Minuten-Regel wussten zunächst nicht alle Mitarbeiter. Als es dann endlich alle wussten, war man schon wieder zur Normalität zurückgekehrt. Der freie Mittwoch wurde dankbar angenommen und mit Terminen gepflastert — da hatten ja alle Zeit.

Insofern war ich Paul für seinen Artikel sehr dankbar, weil er mir die Möglichkeit aufzeigte, wie ich mir meine Zeit besser einteilen kann. Ein anderes Takeaway ist ein sich jeden Tag wiederholender Block morgens von 9 bis 10 Uhr. Um diese Zeit bin ich für Meetings sowieso unbrauchbar und möchte nur Kaffee und Mails.

Gerade bin ich auf einen TEDx-Talk von Jason Fried gestoßen (danke Johannes). Jason geht rabiater an die Sache heran. An No-talk-thursdays herrscht für einen halben Tag Schweigen im Büro. Aimed high :-)

Noch deutlicher als Paul geht Jason auf die Ablenkungen im Arbeitsalltag ein. Dazu gehören nicht nur geplante Meetings, sondern vor allem nicht geplante. Du bist gerade dabei ein komplexes Problem zu verstehen. Da kommt jemand (in aller Regel ein Manager, um in Jasons Setting zu bleiben) und fragt, ob du mal kurz Zeit hast. Erstens: Aus kurz wird meistens länger. Zweitens: Danach fängst du mit deiner Arbeit wieder von vorne an.

Das ist bei Paul schon ein wichtiger Punkt, den Jason aber verständlicher darstellt. Er vergleicht Arbeiten mit Schlafen. Beides geschieht in Phasen, die nach einander erreicht werden. Wird man in Phase drei gestört, muss man wieder bei Phase eins anfangen.

Es geht bei alldem aber nicht nur um Produktivität. Es geht um Langzeitmotivation. Verlasse ich das Büro Tag für Tag mit dem Gedanken, heute schon wieder zu nichts gekommen zu sein, oder gehe ich in dem Wissen nach Hause, etwas geleistet zu haben? Ich persönlich fühle mich mit letzterem besser.

Es ist die Aufgabe der von Jason und Paul (zu Recht) gescholtenen Manager (gleich welcher Hierarchiestufe) genau dafür zu sorgen. Ich hatte bislang einige Male das Glück, solche Chefs zu haben. Und hoffentlich, sollte ich jemals Chef von irgendjemandem sein, kann ich diese Aufgabe meistern.

Update: Auch eine gute Idee. Michael Hyatts Not To-Do List.

Update 2: Cal Newport nennt es “Getting Creative Things Done”. Danke für den Hinweis an Steffi. Nun hat’s also auch einen Namen … Ich nenne es “Getting Gedöns Done”.

Bild: Zach Klein, CC-BY-NC

Auf Wiedersehen Bibliographisches Institut

Vor die Wahl gestellt, war es für mich ein no brainer, 2007 als Community Manager zu Brockhaus zu gehen.

Es war Liebe auf den ersten Blick. Natürlich hatte ich mir bis dato nie einen Brockhaus leisten können. Dennoch habe ich die in Leder gebundenen, mit Goldschnitt versehenen, 30 Bände immer bewundert und hatte einen Heidenrespekt vor der Arbeit, die in einem solchen Mammutwerk steckt. Mittlerweile bin ich stolzer Besitzer einer vollständigen Brockhaus Enzyklopädie und hatte die Ehre, viele der Menschen kennenzulernen, die daran gearbeitet haben. Für diese Zeit, für diese Erfahrung, bin ich sehr dankbar. Zwei Höhepunkte dieser Zeit waren meine Besuche bei der Redaktion in Leipzig und meine erste berufliche Buchmesse 2007.

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https://youtube.com/watch?v=D_ED7Qw-_mc

Es war eine schnelle, intensive, Zeit — ich hatte das Gefühl, als würde ein Schaufelbagger direkt über mir abladen und abladen und abladen.

Leider ging es dann schneller zu Ende, als die meisten dachten. Es war erst knapp ein Jahr später, dass aus der Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG die Bibliographisches Institut AG wurde. Ich verrate hier keine Geheimnisse, all diese Vorgänge sind in den Medien diskutiert worden. Hatten wir, die Onliner des Hauses und die Redaktion in Leipzig, noch bis zuletzt an Brockhaus Online Meyers Lexikon online gearbeitet und es im September 2008 gelauncht, war seit dem 18. Dezember 2008 klar, dass es schon bald vorbei sein würde. Der Jahreswechsel 2008/2009 war durchaus nicht angenehm und markierte für viele Kolleginnen und Kollegen das Ende einer jahrelangen Verbundenheit. Sagen wir es kurz: es war häßlich.

So begann das Jahr 2009 für uns mit einer Neuorientierung und der — eigentlich lange überfälligen — Konzentration auf die anderen Marken des Hauses, damals also Duden und Meyers. Brainstormend und konzipierend waren wir Ende des Sommers soweit, die Onlineaktivitäten des BI ordentlich aufzupolieren. Angefeuert vom neuen Eigentümer, der Cornelsen Holding, folgte ein langer, anstrengender Strategieprozess, der bis ins Frühjahr 2010 die Köpfe rauchen ließ.

Parallel dazu zogen die Kolleginnen und Kollegen der Patmos Verlagsgruppe bei uns ein. 2010 war geprägt von weiteren Umstellungen, Neuerungen und Verlagerungen. Es stand die Umfirmierung zur GmbH an, die Integration von Patmos und natürlich die letzten Vorbereitungen auf das Relaunch-Projekt Duden Online. Außerdem konnte ich im Frühjahr endlich das Intranet relaunchen. Seit dem Sommer hatten wir dann alle notwendigen Maßnahmen abgeschlossen und konnten mit der eigentlichen Arbeit beginnen. Für mich bedeutet das vor allem Arbeit an der Infrastruktur und der Content-Strategie.

Wenn ich auf die vergangen drei Jahre zurückblicke, sehe ich im doppelten Wortsinn in die Vergangenheit. Viele gute Menschen und Ideen blieben auf der Strecke.

Wenn ich sage, ich werde euch vermissen, wisst ihr, wer gemeint ist.

Ist schon komisch, wenn ich den Text bis hier her lese, wie traurig er klingt …

Denn eigentlich bin ich fröhlich. Ich weiß, dass ich nicht kompletten Blödsinn hinterlasse und das es für alle weitergehen wird. Beim BI oder anderswo.

Die Entscheidung, meinen Arbeitsplatz zu kündigen, hat nichts mit meinem Umfeld beim BI zu tun. Es ist eine egoistische Entscheidung basierend auf Überlegungen, die ich schon lange mit mir herum trage, und die nun Realität wird.

Ich bin gespannt und aufgeregt und beruhigt zugleich.

Achtet nach dem Jahreswechsel auf mein XING-Profil oder meine Timelines bei Twitter und Facebook. Die meisten von euch, denke ich, werden dann verstehen.

http://youtube.com/watch?v=hngy4Im6yYk

The Road goes ever on and on —
Down from the door where it began. —
Now far ahead the Road has gone, —
And I must follow, if I can, —
Pursuing it with eager feet, —
Until it joins some larger way —
Where many paths and errands meet. —
And whither then? I cannot say.

J. R. R. Tolkien

Bild: CC-BY, qmnonic

PS. Für alle Nicht-BIler: Beim BI ist es üblich, eine Abschiedsmail an “0 Alle in Mannheim” zu schreiben. Das hier ist meine Variante dieser Mail.

PPS. Eins steht fest. Jetzt, wo alles klar ist, werde ich wieder gut schlafen können :-)

Eine spezielle Sorte Generalist

Twitter ist ein tolles Werkzeug. MS Access … naja … ehrlich gesagt, muss ich jedes Mal einen bestimmten Ort aufsuchen, wenn ich damit arbeite. Kein Witz. Aber hey, es gibt bestimmt Menschen, die MS Access als gutes und mächtiges Werkzeug empfinden. Was Twitter mit Access zu tun hat? Bis vor wenigen Minuten rein gar nichts.

Doch dann spamfollowte mich jemand bei Twitter. Kurzer Blick ins Profil und aus Neugier die Website geöffnet. Gestutzt, geklick, head → desk: Ein Twitter-Client für Access. Zum Glück hatte ich meinen Kaffee schon runtergeschluckt.

Ich glaube an den Grundsatz, jede Aufgabe mit dem passenden Werkzeug zu lösen, und bin bislang gut damit gefahren. Nach dieser Idee suche ich Werkzeuge für alle Lebenslagen aus — mit einer Gründe, warum ich Nokia-Handys (und seit dem Sommer die von HTC) mag. Sie tun für mich was sie für mich sollen und sie tun es sehr gut.

Man sagt mir immer wieder, dass meine Gedankensprünge etwas zu heftig seien. Mea culpa. Also komme ich zum Punkt :-) Ich wurde neulich gefragt, mit welchem Typ Mensch Mitarbeiter ich lieber zusammenarbeiten würde, einem Spezialisten oder einem Generalisten.

Diese Trennung gefällt mir nicht. Sie impliziert, dass es nur diese beiden Typen gäbe. Dahinter steht auch die Idee der Arbeitsteilung in atomare Schritte. Beide Ansätze sind für meine Arbeit nicht brauchbar. Ich gehe davon aus, dass die meisten meiner Leser das ähnlich sehen und erspare euch und mir lange Erklärungen. Letztlich geht es um Wissensarbeit oder Netzarbeit, wie Anne Zelenka 2007 bei GigaOM (!) schön zusammengefasst hat:

Value [is] in the relationships that aggregate, filter and manipulate distributed intangible goods.

Was mich allerdings erschreckte war die Tatsache, überhaupt danach gefragt zu werden … Als ob wir am Fließband stünden oder im Akkord Formulare bearbeiten würden. Natürlich bin ich insofern ein Spezialist, als ich spezielle Methoden und Werkzeuge beherrsche. (Ab wann gilt etwas eigentlich als speziell?) Gleichzeitig bin ich in meinem speziellen Arbeitsgebiet Generalist, weil ich durchaus mehr als zwei oder drei Themen abdecken kann. Wo es da eine eindeutige Trennlinie geben soll, ist mir schleierhaft. Vor allem aber richtet der Spezialist in meinem Arbeitsumfeld nichts aus. Natürlich braucht er sein Spezialwissen für seinen Teil des Jobs. Und genau das ist der Punkt. Der Job ist nicht nur ein atomarer Task. Der Job besteht aus vielen einzelnen Aufgaben, die nur im Team zu lösen sind. Dazu braucht es Kommunikation zwischen den Teammitgliedern, die sich gegenseitig verstehen und verständlich machen müssen. Hier muss der Spezialist über den Tellerrand sehen können und (wenigstens zum Teil) zum Generalisten werden.

Das Netz nach Facebook

Das Hype-Cycle-Modell von Gartner dürfte euch ja bekannt sein. Ignoriert man das Beratungsgelaber, steckt in dieser Visualisierung der Adaption von Technologie eine Menge Wahrheit: Zunächst nutzen nur wenige Enthusiasten eine neue Technologie. Weltbeherrschungsvisionen führen zu völlig überzogenen Erwartungen, die an mangelndem Marktvolumen o. ä. kläglich scheitern. Im besten Fall treten nach einiger Zeit realistische Einsatzmöglichkeiten zutage und lassen die Technologie Teil des Alltags werden.

Das Modell verrät leider nicht, was dann passiert: Trittbrettfahrer springen auf den rollenden Zug auf, der Markt muss unter immer mehr Konkurrenten aufgeteilt werden, die Herstellungsverfahren werden vereinfacht, Margen dadurch kleiner — am Ende entscheidet der niedrigste VK über Wohl und Wehe.

Gleichzeitig entwickeln schlaue Menschen neue Technologien, in denen das Potenzial zur vollständigen Ersetzung der bestehenden Technologien steckt. Das ist das S-Kurven-Konzept und es mahnt, sich nicht auf seinen Lorbeeren auszuruhen.

Facebook könnte dieses Jahr einen Umsatz von 1 Mrd. US-Dollar erreichen, den Löwenanteil davon mit Werbeanzeigen. Es befindet sich auf einem guten Weg auf das Plateau of productivity. Und dort lauert die Gefahr, überholt zu werden. Der Markt ist gefestigt, Anforderungen und Grunderwartungen an Produkte sind definiert — ein Nachzügler kann mit diesem Wissen den Markt neu auf- und Facebook überrollen.

Zuck sollte lieber heute als morgen beginnen, sich mehr Gedanken über neue Szenarien zu machen als über Werbeeinnahmen. Die Deals zum Beispiel könnten helfen, die Kurve nach oben zu verlängern.

Bild: baerchen57, CC-BY-NC