CTOs Ratschläge an den Junior 3

Risiken zu bewerten und Wege zu finden, das ist eigentliche Kunst.

Risiken zu sehen, sie zu bewerten und Handlungsoptionen zu bilden, kann dir den Arsch retten. Es darf nur kein Selbstzweck werden. Niemand klopft dir auf die Schulter, weil du jedes denkbare Risiko erfasst und in einem Contingency Plan berücksichtigt hast. Im Gegenteil, das bremst dich nur aus. Es geht nicht um jedes denkbare Risio, sondern nur um die zwei oder drei, deren Eintreten tatsächlich ernsthafte Folgen haben.

Zu wissen, welche Abkürzungen man gehen kann und durch welche Gegend sie dich führen, ist essentiell. Fehlt dir ein Teil der Karte, solltest du langsam vorgehen. Zu schnell, und du kommst vom Weg ab: Hic sunt dracones.

Langsam zu sein und sich gründlich umzusehen ist völlig in Ordnung.

Über kurz oder lang solltest du den Fog of War aber loswerden. Das nennt man dann Expertise. Und je mehr Expertise du hast, desto besser wird deine Risikoeinschätzung.

Kleine Schritte

Heutzutage ist ja alles digital. Auch Medizin & Gesundheit. Dazu gehört, gerade bei einem so zahlenintensiven Hobby wie Diabetes Typ-1, eine anständige Software zur Verwaltung, Visualisierung und Kommunikation mit Ärzten.

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Das schafft doch Vertrauen. Wie schwer ist es denn, verflixt nochmal, sich ein gültiges Zertifikat zu besorgen - Antwort: Gar nicht. Können sogar Teenager.

Ob man sich nach diesem Start darauf einlassen soll, seine Daten beim Hersteller “in der Cloud” zu speichern?

Man kann das machen. Nur um bei der Einrichtung des Zugangs festzustellen, dass Passwörter keine Sonderzeichen beinhalten dürfen.

In einem Wort: WTFOMGBBQ.

Weitere lustige Fragestellungen: Gültige TLS-Zertifikate? Wer betreibt die Kisten? Hoffentlich bezahlen die jemanden dafür, der sich wirklich damit auskennt?! Wer baut eigentlich die Software? Und was steckt da noch so alles drin? Mal den Softproxy anmachen und gucken, was der da so veranstaltet?

Aber. Es muss ja bekanntlich wehtun, ehe es besser wird. In diesem Sinne.

(Das betrifft Abbott, Ascensia (CONTOUR), Bayer genauso wie diverse App-Anbieter.)

Digitale Transformation

Unsere Welt ist komplex und wird es mit jeder neuen Verknüpfung mehr. Verbindungen sind unterschiedlich stark und was auf den ersten Blick identisch scheint, sind tatsächlich verschiedene Dinge. Digital ist das einfacher; etwas ist, oder es ist nicht. Diese Diskrepanz begleitet Softwareentwicklung seit ihrem Beginn: Software ist ein digitales Abbild der analogen Welt*.

Softwareentwicklung ist die Übersetzung analogen Denkens in eine digitale Denkweise, eine Übersetzung zwischen zwei Weltsichten und Denksystem. Und wie jede Übersetzung ist auch diese verlustbehaftet.

Die Grundlage digitaler Transformation ist die Erkenntnis zum einen, dass nicht jeder analoge Prozess digital abbildbar ist, und zum anderen, dass es Prozesse gibt, die sich nur digital ausdrücken lassen - was gleichbedeutend ist mit “die analog nicht gedacht werden können und daher bislang nicht gedacht wurden”.

Dementsprechend kann man Unternehmen und ihre Digitalisierungsvorhaben in drei Kategorien einteilen.

  1. Wir verstehen das nicht (gerne getarnt als “wir brauchen/wollen das nicht”).
  2. Unsere Arbeitsabläufe sind digitalisiert.
  3. Wir haben unser Geschäft neu gedacht.

Erfolgreiche digitale Transformation hat kaum etwas damit zu tun, ein ERP einzuführen oder Daten in die Cloud zu schieben. Es geht nicht um Technologie, nicht um Tools oder Dienste. Das sind die Feigenblätter, die Unternehmen der Kategorie zwei an Projekte heften.

Transformation bedeutet Wandlung. Im Fall digitaler Transformation besteht die Aufgabe darin, seine Umwelt unter digitalen Vorzeichen neu wahrzunehmen. Dazu gehört im Kern der bewusste Umgang mit Komplexität und Flexibilität.

Je flexibler ein System ist, desto komplexer ist es. Nehmen wir zum Beispiel den Einsatz eines digitalen Whiteboards. Während man mit Moderationskärtchen und einer Pinnwand jederzeit neue Regeln und Bedeutungen für Farben, Gruppierung und Beschriftungen denken kann, muss man mit den gegebenen Funktionen des digitalen Whiteboards vorliebnehmen, ohne Möglichkeit, sie ad hoc zu verändern. Ein sehr flexibles digitales Whiteboard erlaubt vielleicht viele Einsatzmöglichkeiten, doch sind diese zwangsläufig daran geknüpft, ausgewählt und konfiguriert zu werden. Dennoch kann das System zu nichts benutzt werden, was der Hersteller nicht bereits “gedacht” hat**.

In meinem englischsprachigen Text “Adding Complexity” geht es unter anderem darum.

Complexity in software has two roots. One is the inherent complexity of our surroundings. It is amplified by the need of software to work on the assumption that something is either true or false, where in the physical world this black or white decision is not always possible. The other is bit esoteric: the acquired complexity we think we need in order to model the undecided physical world in binary.

Abgesehen vom Verständnis für das Spannungsfeld Analog-Digital und der Forderung nach originär digitalen Lösungen sowie ausreichender Erfahrung im Umgang mit Komplexität und Flexibilität, benötigt man eine präzise Landkarte der Umwelt, die all ihre Aspekte abdeckt. Die Karte muss nicht detailliert sein, aber sie muss die Handelnden in die Lage versetzen, die Umgebung zu begreifen und einschätzen zu können. Hat man eine gute Karte und jemanden, der mit ihr umgehen und sie detaillieren kann, kommt man schnell und sicher ans Ziel, ohne lange Umwege oder Sackgassen.

Tatsächlich steht am Ende des Weges nicht zwangsläufig ein Stück Software. Der Wandel ist oft grundlegender und umfassender - eben nicht die Digitalisierung eines Prozesses, sondern neue, vorher undenkbare Prozesse und eine neue Sicht auf die Welt. Das schließt jeden Aspekt unseres Lebens ein; Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen, Mediennutzung, Politik, Teilhabe usw. Genau das ist es, was die Vorreiter der digitalen Transformation getan haben. Google, Amazon, eBay, Paypal, Skype oder Facebook veränderten die Welt.

Zusammengefasst:

  • Digitale Denkweise ist grundlegend anders.
  • Sie zwingt a priori zu definitiven Entscheidungen;
  • benötigt Problembewusstsein für Komplexität und Flexibilität und
  • erfordert einen neuen Blick auf die Umwelt und die Fähigkeit, sich in ihr zielgerichtet zu bewegen;
  • betrifft jeden Lebensbereich.

*) Bis zur Singularität. Danach gilt wahrscheinlich: Software ist die Welt. Siehe Technologische Singularität in der Wikipedia bzw. den Absatz über Singularität in der Systemtheorie und ihre Verbindung zur Komplexität.

**) Künstliche Intelligenz wird so bald nicht in der Lage sein, Reaktionen außerhalb ihrer ursprünglichen Funktionsweise zu entwickeln.

Arschloch

Wenn du ein Arschloch bist, bist du ein Arschloch. Egal ob du eine Frau, ein Mann, irgendwas dazwischen, rot, gelb, weiß oder schwarz bist, egal ob du an einen der drei Abrahamgötter glaubst oder an den im Baum, ist mir herzlich scheiß egal. Wenn du ein Arschloch bist, bist du ein Arschloch.

Diese externen, formalen Faktoren definieren nicht nicht, was du bist. Als Kind hast du dir nicht ausgesucht, woher du stammst, wie du sozialisiert wurdest oder welche Taufe an dir vollzogen wurde. (Wenn du dir später etwas davon aussuchst, und alle und jeden damit nervst, bist du trotzdem ein Arschloch. Lies weiter.)

Was du aber tust, sagst, denkst, das bist du selbst. Weil du deine Form mit Inhalt füllst. (Info-Wiss-Nerd-Witz. Sorry.) Und wenn dieser Inhalt, das, was du tust, denkst, sagst, beschissen ist, bist du ein Arschloch.

So einfach ist das.

Bild via Gif The Screen.

DuckDuckGo

Meine Browser suchen seit langem via DuckDuckGo, der Suchmaschine, die dich nicht trackt.

Es hat sich ein Muster entwickelt.

  • Eine Tendenz, auf dem Smartphone sofort die spezialisierte Apps zu verwenden.
  • Suchen auf dem Smartphone sind zumeist Fact Checks: Wer spielt in welchem Film, ist der Laden offen, wer war doch gleich Barschel?
  • Auf dem Tablet werden die Apps meist übergangen und im Browser gesucht.
  • Tatsächlich wird mehr gebrowst als gesucht: In Amazon, Werstreamtes, …
  • Mit dem Notebook wird gearbeitet. Suchen sind viel ausführlicher.
  • Wenn ich ernsthaft nach etwas suche, lande ich in drei von vier Fällen bei Google.

Fazit: DuckDuckGo erledigt 95 % der Aufgaben. Reicht.

Der “Wuthannes”

Ich betreibe die Website des Vereins ohne Grenzen e. V.:

Der Verein ohne Grenzen Büttelborn e. V. hat sich die Förderung der Integration ausländischer Mitbürger in unsere Gemeinde, d.h. eine konsequente Völkerverständigung, sowie die Pflege und Ausbau einer multikulturellen Gemeinschaft, zum Ziel gesetzt.

Seit 2014 ist der Verein auch bei der Arbeit mit Flüchtlingen aktiv und leistet in der Gemeinde mit vielen Freiwilligen nützliche und hilfreiche Arbeit. Das ist dem “Wuthannes” ein Dorn im Auge.

Aufgefallen ist er mir, weil er dem Verein eine Werbe-Mail für eine Webseite geschickt hat. Siehe Screenshot:
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BUEGIDA soll wohl für Büttelborn gegen die Islamisierung des Abendlands stehen. Man findet dort die bereits allzu geläufigen Falsch-Informationen, die sogenannte Info-Krieger wie Wuthannes gerne verbreiten. Er veröffentlicht auch angebliche Leserbriefe, zum Beispiel diesen hier:

Liebes Bügida Team, danke für die Information, Meinungen und wertvollen Links die Ihr auf dieser Web-Seite bietet. Ihr schreibt dass Merkels Asy-Helfer naive, gehirngewaschene Gutmenschen sind. Da bin aber einer anderen Meinung zugetan. Merkels geplanter Volksaustausch und Vernichtung unserer Kultur kann nur dann geschafft werden wenn es genügend Volksverräter gibt die bereit sind diese unsere Heimat verachtenden Politik aktiv, und oft ehrenamtlich zu unterstützen.

Liebe Büttelborner. Laßt euch nicht von den Rattenfängern der GIDAs und AFDs und ALFAs einfangen. Dafür seit ihr zu clever. Kritik zu äußern, auch Angst zu haben oder schlicht sauer über schlechte Information durch den Landrat/Bürgermeister/Kanzler zu sein, ist das eine. Sich dabei von Typen wie Wuthannes leiten zu lassen, ist schlicht dumm.

Volksverräter? Vernichtung der deutschen Kultur?

Die Welt ist nicht mehr einfach zu erklären. Die Zeiten, in denen ein Land seine Grenzen schließen und alleine wirtschaften konnte, sind lange vorbei - und wir alle haben uns an den Luxus gewöhnt, der uns internationales wirtschaften beschert. Du willst zu Weihnachten Bananen essen? Woher stammt eigentlich das Holz für deinen Esstisch? Oder die Fußabdeckungen im Auto? Die Welt ist sehr eng vernetzt. So eng, dass ein Bürgerkrieg im 2.500 Kilometer entfernten Syrien fast dazu führt, Schengen aufzuheben. Schengen, das bedeutet Reisefreiheit für EU-Bürger. Das bedeutet schnell mal nach Mallorca oder Antalya. Es bedeutet Verzicht auf kleinkarierte Vielstaaterei zugunsten eines größeren Ganzen.

Wollen wir das aufgeben? Nur weil Vollpfosten wie Wuthannes gerne ihre einfache, simple Welt von Anno Dazumal zurückhätten?

Wenn jemand dem Wuthannes begegnet: Gebt ihm ‘ne Backpfeife von mir. Vielleicht hilfts ja beim Geradausdenken.