Weiterführung von 10 Muss-Elemente von E-Books.
Lasst uns bitte nicht mehr vom Medium, sondern von den Inhalten sprechen. Medien implizieren Inhaltsformen, nicht aber die Inhalte.
Viele Verlage sehen im E-Book lediglich eine Zweitverwertung des Druck-PDF. Überhaupt ist Zweitverwertung das Schlagwort, dass man in Verlagen im Moment im Zusammenhang mit dem Internet häufig hört. Das ist der gleiche Denkfehler, den wir von den Musikbossen kennen.
Zunächst einmal ist das Internet ein neues Kommunikationsvehikel — es ist disruptiv, da es wechselseitige Kommunikation in Echtzeit ermöglicht: Interaktion, Zusammenarbeit, Unterhaltungen und Diskussionen sind die Folge.
Ein PDF, eins zu eins dem physischen Produkt entsprechend, nutzt keine dieser Möglichkeiten und gehört in die Zeit vor 1991.
Bei O’Reilly denkt man schon ein bisschen weiter (via BücherFrauen):
Fachbücher, die meist nicht linear gelesen werden, bieten als digitales Medium z.B. die Möglichkeit der Volltextsuche und können mit weiteren Inhalten wie ausfürlichen Bibliografien, Bildern, Querverweisen oder Verlinkungen angereichert werden. Die Verlage hätten allerdings noch viel Gedankenarbeit zu leisten, um neue, tragfähige Konzepte zu entwickeln.
No-brainer. Das alles sind Dinge, die man mit PDF längst tun kann: Originäre Eigentschaften von E-Books sind es jedenfalls nicht.
(Spielt auch keine Rolle, ob es nun ein PDF, ePub oder sonst ein anderes Format ist. Ich schätze, über kurz oder lang werden ALLE Inhalte in einer einheitlichen Form angeboten.)
Nochmal zum Pricing (Interessanterweise ist der Diskurs darüber wesentlich lebhafter als der über Inhalte …). 30% günstiger als Print, so hatte ich es formuliert. Bei der gleichen Veranstaltung der BücherFrauen Köln/Bonn Anfang November wurde über 20% diskutiert. Ich denke, wir sind uns einig: Solange ein E-Book nur Zweitverwertung ist, muss es günstiger sein.
Michael Justis von S.Fischer sagt denn auch im Börsenblatt, dass neue, wirkliche E-Books nicht unbedingt billig sein müssen:
Kurzsichtig ist die Forderung “E-Book = billig”, weil sie auch für die Zukunft annimmt, dass E-Books dauerhaft so primitiv bleiben werden wie zur Zeit. Werden sie aber nicht. Bei E-Book-Versionen amerikanischer Lehrbücher ist Multimedia jetzt schon Standard. Die Produktionskosten übersteigen die Herstellungskosten gedruckter Bücher dann um ein Vielfaches. Wenn wir jetzt die Erwartung nähren, elektronische Buchausgaben könnten grundsätzlich billiger sein als gedruckte, verbauen wir uns den Weg in die Zukunft.
Ich verstehe den Zwiespalt, in dem Justus sich sieht — auf der einen Seite ist ihm bewusst, dass er heutige E-Books nicht teurer machen kann, weil sie es nicht wert sind, andererseits könnten zukünftige E-Books durchaus ihren im Vergleich höheren Preis rechtfertigen. Eine mögliche Lösung wäre, E-Books so schnell wie möglich “zukünftig” werden zu lassen (Wobei sich die Frage stellt, wer das tun soll …).
Im Grunde geht es den Verlagen mit dem E-Book-Pricing wie Herstellern von Apps für Smartphones: Verlangt man 20 und mehr Euro in einem Umfeld, in dem die Mehrzahl der Produkte für unter fünf Euro zu haben sind, braucht man einen guten Grund.