Monthly Archives: September 2009

“Expertenkreis Amok” ohne Jugendliche

Die Landesregierung Baden-Württemberg hat am 31. März 2009 die Einrichtung des Expertenkreises Amok unter Vorsitz des Herrn Regierungspräsidenten a. D. Dr. Udo Andriof beschlossen. Der Expertenkreis soll bis Oktober 2009 der Frage nachgehen, wie das Risiko und die Folgen von Amoktaten verringert werden können.

Der Bericht des Expertenkreises liegt nun vor (PDF). Golem.de nimmt das Ding inhaltlich auseinander, andere werden sicher folgen.

Was mir am Expertenkreis (die Teilnehmer sind im PDF aufgelistet) auffällt, ist seine Zusammensetzung.

Kein einziger Jugendlicher, kein SV-Mitglied, nix, nada, niente. Prima.

via Golem.de

Axel Springer und Apple erfinden die Zeitung neu

Neue digitale Plattform für Verlage: Axel Springer entwickelt ... 29. Sept. 2009 ... Der Axel Springer Verlag entwickelt derzeit ein @Home Medium, auf dem Bücher, Zeitungen, Filme sowie weitere Medien konsumiert werden können ... www.boersenblatt.net/340903/

Wie das Börsenblatt gestern meldete, arbeitet Axel Springer an einem Gerät namens @Home Medium. Dahinter steckt ein Tablet-PC und ein Distributions, über den Springer digitale Inhalte verkaufen möchte. Laut Börsenblatt ist Springer in Gesprächen mit Zeitungsverlagen, Bücher sollen folgen. Auch Videos und Audios sollen über die Plattform vermarktet werden.

Heute ist dieser Artikel nicht mehr abrufbar…

Brian Lam von Gizmodo fast in Apple Tablet To Redefine Newspapers, Textbooks and Magazines zusammen, was er über die letzten Monate aus der Apple-Ecke gehört hat. Für ihn ein untrügliches Zeichen, dass Apple nach Musik, Videos, Podcasts und Hörbüchern jetzt auch Zeitungen, Lehrbücher und Magazine per iTunes verkaufen möchte — und dass das Apple Tablet diesen Markt öffnen soll.

Time will tell.

“Kein Geschäftsmodell für Buchverlage im Internet!”

Bei der Umfrage der Frankfurter Buchmesse und buchreport antworteten 2 % (n=840) auf die Frage nach Geschäftsmodellen im Internet, dass es keine gäbe.

Weitere interessante Ergebnisse in aller Kürze. Kursiv gesetzt meine Anmerkungen dazu.

Nachholbedarf
38 % der Befragten sehen in den Bereichen Geschäftsmodelle, Produkte und Vermarktungsstrategien den größten Nachholbedarf in ihrem Unternehmen.
Schade, dass Unternehmen sich dessen immer erst bewusst werden, wenn die Umsätze stagnieren oder fallen.

E-Marketing
27 %  nennen digitale Leseproben als wichtigste neue Maßnahmen im Marketing, gefolgt von viralem Marketing unter Einsatz von Social Media (22 %) und von multimedialen Werbeformen (19 %).
An ersterem sollte 2009 nichts mehr “neu” sein, für zweiteres ist kaum eine Gruppe geschweige denn ein Einzelverlag aufgestellt und mit “multimediale Werbeformen” sind (hoffentlich) Buchteaser und nicht Flashbanner gemeint. Immerhin gibts Buchteaser jetzt auch schon für Sachtitel wie hier bei Wiley VCH.

Herausforderungen
50 % sehen die größte Herausforderung in der Ungewissheit über veränderte Lesegewohnheiten, gefolgt vom Preiswettbewerb gegen kostenlose Angebote (42 %) und Piraterie (38 %).
Ist die Ungewissheit wirklich so groß? Klar wirds das gedruckte Buch noch eine Weile geben. Ist es aber deswegen falsch, heute Kompetenz für morgen aufzubauen?

DRM
Es ist nur folgerichtig, dass DRM für 58 % der Befragten auch in fünf Jahren noch ein Thema sein wird.
Für Euch vielleicht, aber nicht für die Kunden.

Adieu Verlage und Agenten
Nur für 17 % ist der Direktvertrieb von Autoren über das Internet eine Herausforderung.
Bin gespannt, wieviel Prozent das in zwei Jahren sein werden. Glaskugelmodus: 25% und Trendthema für Sach- und Fachbuch, 20% für Belletristik abseits der Bestseller. eBooks wohlgemerkt.

Ab 2018 mehr Umsatz mit digitalen Inhalten
So sehen es heute 50 % der befragten Fachleute.
Sehe ich auch so — vielleicht sogar schon 2012 oder 2013. Denn in diesen Jahren machen die Jahrgänge ab 1993 Abitur, und die sind definitiv mit dem Internet aufgewachsen ohne Chance, es zu ignorieren.

Geschäftsmodelle
Laut buchreport ist das Votum eindeutig. Durchsetzen werden sich in dieser Reihenfolge und Gewichtung

  1. Flatrate-Angebote, also Abonnements,
  2. Micropayment, die Bezahlung einzelner Inhalte zu kleinen Preisen, und
  3. Premium-Angebote, also der Versuch, kostenlose Inhalte mit bezahlten Extras zu Abos zu machen.

Werbefinanzierung und Freemium-Angebote (die werbefinanziert sind, so es keine “besseren” Premium-Angebote gibt, auf die man upgraden kann) spielen kaum eine Rolle. Natürlich spielen auch Kombinationen und Variationen der genannten Modelle eine wichtige Rolle. Und: 2 % sehen im Internet kein Geschäftsmodell für Buchverlage.
Finanzierung allein durch Werbung ist schwer. Zwar wird es leichter, je kleiner die Nische ist, schwer ist es trotzdem. Machbar aber auch. Micropayment ist mein Lieblingsmodell für bezahlte Inhalte: Wenn ich denn wirklich exklusive und wertige Inhalte bekommen. Für alles andere (Iterationen, Variationen ohne Mehrwert, …) wird sich kaum ein Käufer finden. Flatrates können m. E. nur für dauerhaft aktualisierte Angebote funktionieren sowie für Periodika. Goldmann wird kaum Abonennten für Neuerscheinungen gewinnen können.
Freemium-Angebote mit Inhalten halte ich zwar für wichtig, aber nicht als Geschäftsmodell, sondern zur Quervermarktung. Als Geschäftsmodell funktioniert Freemium am besten für Dienstleistungen, und die bleiben uns die Buchverlage zum Großteil noch schuldig. Und auch nur dort könnte man Anreize schaffen, doch den einen oder anderen Euro für weitere Funktionen zu bezahlen.

Jetzt ist der letzte Punkt doch wieder länger geworden ;)

Mehr zum Thema Geschäftsmodelle für Verlage findet sich in diesen zwei Artikeln:

eBooks 30% günstiger als Print

Im Mai habe ich versucht, eine Antwort auf die Frage zu geben, welchen Preis ein eBook in Relation zu seinem gerduckten Pendant haben darf: 50 %, so lautetet meine damalige Antwort.

50% liegt weit von dem entfernt, was Verleger und Agenten im Januar noch für richtig hielten. In einem Interview im Börsenblatt wurde damals für einen Preis nicht niedriger als 15% des gedruckten Werks geworben.

buchreport hat mit der Frankkurter Buchmesse und Publishery Weekly eine Umfrage unter 840 Verlagsführungskräften durchgeführt und auch nach eBook-Preisen gefragt.

  • teurer als die gedruckte Ausgabe: 4 Prozent
  • genauso teuer wie das gedruckte Buch: 15 Prozent
  • 10 Prozent günstiger: 11 Prozent
  • 20 Prozent günstiger: 17 Prozent
  • 30 Prozent günstiger: 14 Prozent
  • mehr als 30 Prozent günstiger: 16 Prozent
  • zu einem Standardpreis à la Amazon (9,99 Dollar):15 Prozent
  • Andere Preismodelle: 6 Prozent

Die Tatsache, dass nur 35 % der Befragten eBooks lesen und nur 22 % einen eBook-Reader benutzen zeigt, dass bei den eBooks noch ein weiter Weg zu gehen ist — in jeder Hinsicht.

(via Leander)

Reichweitenanalyse für die Buchbranche 08/2009 — reloaded!

Inspiriert von Leanders Auswertung der Daten von Google Ad Planner hier eine Ähnliche Auswertung auf Basis echter Nutzungszahlen für den Monat August 2009.

Leander, wie wäre es mit einem kleinen Joint Venture?

RangWebsiteReichweite1
1amazon.de5472
2weltbild.de141
3duden.de139
4buecher.de123
5pons.eu93
6juris.de89
7springer.com84
8vnr.de76
9buch.de74
10libri.de66
11bol.de64
12audible.de47
13beck.de45
chbeck.de45
14vogel.de37
haufe.de37
16boersenblatt.net35
buchhandel.de35
18booklooker.de34
20bod.de32
abebooks.de32
derclub.de32
21zvab.com31
24jokers.de29
25oreilly.de27
26thalia.de25
27randomhouse.de24
taschen.com24
28buchfreund.de22
30exlibris.ch19
31lovelybooks.de18
32vorleser.net17
33thieme.de15
cornelsen.de15
34leanderwattig.de14
36buchkatalog.de13
buchmarkt.de13
37langenscheidt.de12
39hugendubel.de11
klett.de11
gabler.de11
ravensburger.de11
40claudio.de10
buchmesse.de10
krimi-couch.de10
eurobuch.com10
wiley-vch.de10
44xinxii.com9
literaturcafe.de9
buchreport.de9
droemer-knaur.de9
49carlsen.de8
hanser.de8
zweitausendeins.de8
libreka.de8
lob.de8
brockhaus.de8
beuth.de8
53lesen.net7
kiwi-verlag.de7
hueber.de7
paperc.de7
biblioman.de7
bookrix.de7
delius-klasing.de7
60rowohlt.de6
bilandia.de6
hanser-literaturverlage.de6
dtv.de6
libro.at6
boersenverein.de6
antiquario.de6
67nwb.de5
suhrkamp.de5
fischerverlage.de5
finanzbuchverlag.de5
buechereule.de5
phantastik-couch.de5
74campus.de4
ulmer.de4
txtr.com4
degruyter.de4
mayersche.de4
comicstars.de4
tokyopop.de4
80librarything.de3
wolterskluwer.de3
mairdumont.com3
beltz.de3
ehapa.de3
literaturschock.de3
piper-verlag.de3
books.ch3
eichborn.de3
deutscher-apotheker-verlag.de3
ullsteinbuchverlage.de3
coppenrath.de3
digitale-bibliothek.de3
baerenreiter.com3
edel.de3
peterlang.de3
schott-musik.de3
oldenbourg.de3
prolibri.de3
schroedel.de3
gerth.de3
vorablesen.de3
leselupe.de3
boorberg.de3
87weltbild.com2
digitalpublishing.de2
bildungsverlag1.de2
klett-cotta.de2
antikbuch24.de2
gu-online.de2
esv.info2
westermann.de2
otto-schmidt.de2
buchhandlung-walther-koenig.de2
quillp.com2
bifab.de2
kulturkaufhaus.de2
hoffmann-und-campe.de2
histo-couch.de2
buechertreff.de2
dg-literatur.de2
kohlhammer.de2
hoerverlag.de2
v-r.de2
oetinger.de2
schweitzer-online.de2
wissenmedia.de2
teneues.com2
elsevier.de2
konradin.de2
huethig-jehle-rehm.de2
hoppenstedt.de2
keinundaber.ch2
carl-auer.de2
terzio.de2
dfv.de2
luebbe.de2
hogrefe.de2
osiander.de2
aufbau-verlag.de2
knv.de2
klett-gruppe.de2
111schwarzkopf-schwarzkopf.de1
buchhaus.ch1
walhalla.de1
peo.de1
pustet.de1
gwv-fachverlage.de1
transcript-verlag.de1
wittwer.de1
hoerbuch.de1
reclam.de1
dorlingkindersleyverlag.de1
dumont-buchverlag.de1
lv-h.de1
reuffel.de1
diogenes.ch1
mohr.de1
stark-verlag.de1
loewe-verlag.de1
hoerstern.de1
dsv-gruppe.de1
antbo.de1
ammann.ch1
aufbauverlag.de1
vahlen.de1
berlinverlage.de1
rudolf-mueller.de1
verlagskontor.com1
rabe.de1
unionsverlag.com1
ueberreuter.at1
nomos.de1
aerzteverlag.de1
jumboverlag.de1
buechergilde.de1
herbig.net1
patmos.de1
herder.de1
vpm.de1
morawa-buch.at1
auer-verlag.de1
cecilie-dressler.de1
ofv.ch1
lit-verlag.de1
heye-verlag.de1
stollfuss.de1
weiland.de1
buchhaus-sternverlag.de1
heymanns.com1
bastei.de1
wallstein-verlag.de1
ccbuchner.de1
149arena-verlag.de0
karussell.de0
kohlibri.de0
guthschrift.de0
arsedition.de0
behrs.de0
thienemann.de0
dbg.de0
blv.de0
graff.de0
handwerk-technik.de0
schulthess.com0

Die Reichweitenangabe sagt aus, wieviele Benutzer aus einer Million eine Website aufgerufen haben. Die hier verwendeten Daten stammen von Alexa und bilden den Durchschnitt der Tagesdaten für August 2009 ab.

Der Drops ist gelutscht

Marcel Weiss von netzwertig.com langt zu.

Im verlinkten Artikel beschreibt er, wie er die Diskussionen auf dem popkomm-Ersatz all2gethernow erlebte.

Abgesehen von der erstaunlichen Gleichschaltung der Argumente der Musik- und Buchindustrie, die sich sonst ja nicht so arg gern haben, zeigt die Diskussioinsführung wie Marcel sie beschreibt, dass die Hohen Damen und Herren der Musikindustrie ihr BWL-Grundstudium vergessen haben.

Märkte sterben langsam.

Geschäftsmodelle sterben schnell.

Und sie sterben umso schneller, wenn der Wandel durch eine Innovation bedingt ist, die alles Vorherige gehörig auf den Kopf stellt.

Wie schnell waren die abschreibenden Mönche verschwunden, nachdem der Buchdruck erfunden wurde?

Heute abend in “Die Freundin der Tocher” auf ARD gehört: Sagt der Arzt zum Cellisten: “Sie haben noch fünf Monate zu leben”. Darauf der Cellist: “Wovon?”

Freunde, seht es ein: Euer Geschäftsmodell bröckelt nicht, es stirbt.

Mit der wichtigste Aspekt dabei, den ich schon mehrfach thematisiert habe und den Marcel zu Recht mit ins Zentrum seiner Argumente rückt, ist die Tatsache, das eine digitale Kopie (und der Kopiervorgang selbst) den Bruchteil eines physischen Produkts kostet — abgesehen davon das Besitz und Eigentum einfach nicht das gleiche ist.

Damit wären wir dann wieder beim leidigen Thema DRM. Zum Glück stirbt es langsam vor sich hin — seid gnädig und begrabt es endlich.

Der Drops ist gelutscht, wie man so schön sagt.

Steckt Eure Innovationskraft bittebitte in Geschäftsmodelle und Produkte. Wer etwas verkaufen will, muss etwas haben, das zu kaufen sich lohnt. Ich sag’s ja, Grundstudium BWL.

PS: Wer sich noch nicht traut, kann Innovation auch erstmal trocken üben: Mit dem Technology Review-Extra Spiel der Innovation. Viel Spaß ;)

duden.de meist genutzte deutsche Verlagswebsite

Leander hat es auf sich genommen und mittels Goodle Ad Planner ein Ranking deutscher Buch- und Verlagwebsites erstellt.

Das Ergebnis ist für uns nicht überraschend — wir fahren ähnliche Analysen — wir freuen uns natürlich trotzdem ;)

Seit knapp einem Jahr sind wir dabei, Schritt für Schritt mehr Inhalte auf duden.de zu veröffentlichen bzw. die vorhandenen besser aufzubereiten. Der Erfolg ist messbar:

alexa-duden

Gerade diese Woche haben wir die Audioinhalte zum Grammatik-Duden veröffentlicht. Auch das Newsletter-Archiv ist ein wahrer Besucher- und Linkmagnet. Sehr erfolgreich ist auch der Stöbern-Bereich: Dort haben wir im August 560.000 eindeutige Besuche gezählt. Das liegt vor allem daran, das die Suchmaschinen diesen Bereich vollständig erfasst haben. Sucht man nach “duden <begriff>” findet man schnell und sicher die wichtigsten Rechtschreibinformationen für den gesuchten Begriff.

Apropos: Wer an unserem Erfolg teilhaben möchte und sich zum Leiter unseres Onliner-Teams berufen fühlt, sollte sich diese Stellenausschreibung sehr genau ansehen!

Kicking the shit out of the old guys

Jason Fried schreibt sich die Seele aus dem Leib.

Mint was a key leader of the next generation of game changers. And now it’s property of Intuit — the poster-child for the last generation. What a loss. Is that the best the next generation can do? Become part of the old generation? How about kicking the shit out of the old guys? What ever happened to that?

Und zieht das Fazit:

But today it seems like the old is doing the plowing. Let’s stop that. Let’s build great companies that are here to fight, here to win, and here to stay until the next generation after us comes along and kicks all our asses. And again and again and again. That’s how better happens.

Dabei vergisst er, dass es umgekehrt eben zum Geschäft der Großen gehört, die Kleinen zu kaufen.

Mann, ist das fest…

Dieser Tage liest man allerorten vom sogenannten Internet-Manifest. Cooler PR-Stunt, btw.

Weder die Autoren der 17 Thesen noch ihre Kritiker bekommen aber eins auf den Schirm.

Veränderungen kommen nicht von alleine. Innovationen kommen nicht von alleine. Geschäftsmodelle kommen nicht von alleine. Sie entstehen auch nicht. Und schon gleich gar nicht “sind sie plötzlich da”.

“Everybody talks about the weather, but nobody does anything about it.”
(Mark Twain)

Menschen machen das. Menschen agieren und schaffen Dinge & Ideen. Wenn ein Mensch nicht weiß, wie er etwas tun soll, muss man es ihm beibringen. Durch Lehre, Vorbild oder Ratschlag. Das I-M ist keines dieser drei.

Daher bin ich freue ich mich auf den Start von Nachrichten.de am kommenden Montag — und über alle Projekte, die bei uns dieses Jahr noch anstehen.